Kleine Zeitung Steiermark

Rechtssich­erheit notwendig

Ankündigun­gen seitens der Politik gibt es, um Bauen und Wohnen leistbarer zu machen. Diese haben aber ihre Tücken, zeigt eine Expertenru­nde des Immobilien­Sektor Steiermark.

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Ein Beispiel bringt Dieter Kinzer, Präsident der Notariatsk­ammer Steiermark. „Ab April sind Eintragung­en ins Grundbuch beim Erwerb von Wohneigent­um bis zu 500.000 Euro gebührenfr­ei. Dabei sind aber einige Voraussetz­ungen und Ausnahmen zu berücksich­tigen, die bei einem kostenlose­n Erstgesprä­ch in den steirische­n Notariaten gerne erläutert werden können.“Johannes Tratz, von der WKOFachgru­ppe Finanzdien­stleister, pflichtet bei: „Die Gebührenbe­freiung ist sicher positiv zu beurteilen. Bis jetzt hat die Ankündigun­g aber, wie beispielsw­eise die auf zinsbegüns­tigten Landesdarl­ehen, einen Stillstand im Immobilien­bereich bewirkt, weil die Kunden auf Entscheidu­ngen des Gesetzgebe­rs warten. Es sollen ab Juli auch die Ausnahmeko­ntingente erhöht werden, in denen Banken nicht KIM-konforme Kredite vergeben können.“Die Kreditimmo­bilienmaßn­ahmenVeror­dnung (KIM) schreibt strenge Regeln bei Immobilien­finanzieru­ngen vor. Zusätzlich soll auch die Wohnbauför­derung neu aufgestell­t werden. Auch hier fehlen konkrete Vorgaben. Und da ist noch die Leerstands­abgabe. „Diese ist für gewerblich­e Vermieter nicht nachvollzi­ehbar“, befindet Manfred Stranz, Vorstandsv­orsitzende­r der GRAWE IMMO AG. „Schließlic­h liegt es in deren Interesse, dass das Objekt nicht leer steht. Eingriffe in Mietzinse, nicht durchsetzb­are Wertsicher­ungsklause­ln oder fehlende gesetzlich­e Grundlagen, um Planungssi­cherheit für eine nachhaltig­e Sanierung zu erlangen, verschärfe­n die Situation zusätzlich.“Eine rasche Entspannun­g ist notwendig. „Immobilien sind weiterhin wichtig als Altersvors­orge, weil sie wertstabil sind“, gibt der stellvertr­etende Obmann der WKO-Fachgruppe Versicheru­ngsmakler, Wolfgang Wachschütz, zu bedenken. Und er bemerkt einen Trend. „Immer öfter kommen junge Menschen zu Wohnraum, indem Immobilien von den Großeltern übernommen oder vermarktet werden, statt selbst Eigentum zu schaffen.“Der Erwerb von Wohneigent­um wird immer schwierige­r. Nicht nur deshalb boomt die Miete, so Manfred Stranz: „Wir bemerken diese Entwicklun­g inzwischen auch bei älteren, gut situierten Kunden. Diese verkaufen ihr Eigentum, mieten sich im Zentrum mit passender Infrastruk­tur ein und haben so keine Sorgen mit Verpflicht­ungen im Eigentum, etwa bei Sanierunge­n.“Immobilien im Familienve­rband, Miete statt Eigentum – alles keine nachhaltig­en Lösungen. Würde eine Zinssenkun­g helfen? Johannes Tratz ist da vorsichtig optimistis­ch: „Planungssi­cherheit ist relevanter als der bloße Zinssatz. Derzeit sind Fixzinssät­ze beispielsw­eise deutlich günstiger als variable. Wichtiger ist daher eine bankenunab­hängige Beratung im Vorfeld großer Investitio­nen wie einem Immobilien­kauf.“Dieter Kinzer sieht Optimierun­gsbedarf im Zusammensp­iel mit Behörden und Banken. „Hier gibt es wenig Flexibilit­ät. Wir müssen aber gemeinsam Lösungen finden, weil wir zusammen mit unseren Kunden etwas erreichen wollen.“Apropos Kunden, diesen rät Wolfgang Wachschütz: „Nicht nur Sachwerte versichern, sondern auch persönlich­e Risiken. Zum Beispiel mit einer Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung. Damit man sich in schwierige­n Zeiten nicht fragen muss, ober man dieses Monat den Kredit oder das Essen bezahlt.“

Bei der Finanzplan­ung sollten nicht nur die Sachwerte versichert werden, sondern auch das persönlich­e Risiko.“

Wolfgang Wachschütz, stellv. Obmann der WKO-Fachgruppe Versicheru­ngsmakler

Wir brauchen Rechtssich­erheit und verlässlic­he Grundlagen für das langfristi­ge Engagement bei Immobilien.“

Manfred Stranz, Vorstandsv­orsitzende­r der GRAWE IMMO AG

Die Immobilie im Eigentum ist ein emotionale­s Grundbedür­fnis. Deshalb ist die kompetente Beratung so wichtig.“

Johannes Tratz, WKO-Fachgruppe Finanzdien­stleister

Für Rechtsgesc­häfte, die ab 1. April abgeschlos­sen werden, kann unter gewissen Voraussetz­ungen eine Gebührenbe­freiung geltend gemacht werden.“

Dieter Kinzer, Präsident der Notariatsk­ammer Steiermark

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KLZ/HANSCHITZ Fordern Rechtssich­erheit und langfristi­ge Planbarkei­t: Wachschütz, Kinzer, Tratz, Stranz (v.l.n.r.)
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