Ein Haus fürs Leben
Im obersteirischen Knittelfeld haben die Architekten Stefanie Waßer und Michael Moitzi ein Holzhaus für sich und ihren Sohn gebaut und damit den Holzbaupreis 2023 gewonnen.
Das Grundstück war ein Glückstreffer“, erzählt Michael Moitzi. Eigentlich haben er und seine Partnerin Stefanie Waßer ein Haus zum Sanieren gesucht, waren aber nicht fündig geworden. Alles zu groß. Da sahen sie die unverbaute Parzelle in der Knittelfelder Innenstadt – ein Obstgarten, als Baugrund erschlossen, aber noch unverbaut. Die beiden Architekten, die gemeinsam mit dem Statiker Martin Knapp das Büro „Plateau“mit Sitz in Knittelfeld
aufgebaut haben, griffen zu. Nach minutiöser Planungsarbeit und dem Gießen der Fundamentplatte samt der einzigen Betonwand, die dem Haus Stabilität gibt, wurde der Rohbau mit vorgefertigten und gefrästen Massivholzplatten von ZMP Massivholzsystemen in nur drei Tagen sorgfältig und passgenau von der Zimmerei und Tischlerei Alpe aus Fohnsdorf errichtet.
Barrierefrei sollte das neue Heim sein, ohne Keller auskommen und wenig vom schönen Grund verbrauchen, wünschten sich die Bauherren von den Architekten, die sie selber waren. Um das schmale Grundstück bestmöglich zu nutzen, bemühten sich die beiden, ihr Haus eingeschoßig zu planen. Sofern die Dachschräge nicht über einer Höhe von 1,25 Meter beginnt, zählt der Oberstock nicht als eigenes Geschoß. Das verringert die Anforderungen an den Abstand zum Nebenhaus und ermöglicht so einen breiteren Grundriss.
Das außen dunkelbraune Gebäude erweist sich innen als lichtdurchflutet und freundlich. Aus dem Garten strömt Sonnenlicht
herein, kippbare Dachflächenfenster erhellen die bis zum Dachfirst offene Wohnküche von oben. Um Stauraum zu schaffen, sind die Wände mit 60 Zentimeter tiefen Schränken verbaut. Ein separater Technikund Lagerraum neben dem Eingang ersetzt den Keller. Sollte es in einer späteren Lebensphase einmal nötig sein, ebenerdig zu wohnen, lässt sich hier ein zweites Badezimmer einrichten. Die Jungfamilie hat für alle Eventualitäten vorgesorgt.
Das war schon immer der Grundsatz ihrer Planung: „Man
muss versuchen, das Raumprogramm so gering wie möglich zu halten“, sagt Stefanie Waßer. In Gesprächen mit ihren Bauherren stehe zunächst immer die Frage im Vordergrund, was wirklich gebraucht wird. Ihr Haus bietet 130 Quadratmeter Wohnfläche und dazu 16 Quadratmeter für die Haustechnik und Lagerflächen.
Damit das lasierte Fichtenholz nicht den Innenraum dominiert, haben Waßer und Moitzi den Boden mit Beton ausgegossen. Die Fußbodenheizung – das Haus wird mit Erdwärme temperiert
– sorgt für gemütliche Raumatmosphäre. Elektrische Energie speisen Paneele ein, die im Dach integriert und daher auf ersten Blick nicht sichtbar sind. „Wir speisen im Jahr ungefähr 4000 Kilowattstunden ein und beziehen ebenso viel“, rechnet Moitzi vor. Weil man für eingespeisten Strom aber deutlich weniger bekommt, als der Bezug kostet, ergibt sich daraus dennoch kein Nullsummenspiel.
Unterm Dach wird gewohnt. Hier hat der Sohn von Stefanie und Michael seine Carrera-Rennbahn
aufgebaut, das Fenster im Kinderzimmer gibt den Blick auf den Obstgarten und die Bergketten im Süden frei. Im Nebenraum haben die Architekten ein originelles Spiel- und Gästezimmer geplant, das durch eine kreisrunde Öffnung in der Massivholzwand zu betreten ist. Die Schräge nutzt die Familie als Bad und Sauna. Ihr Schlafzimmer erreichen die Eltern über den offenen Gang im Obergeschoß mit Blick auf die Küche.
Außen schützt das Haus sägeraue Lärchenverkleidung. Das überschüssige Holz verarbeitete
Stefanie Waßer zu einem Gartenhäuschen. „Ich bin ausgebildete Tischlerin“, sagt die Kölnerin und spricht ganz österreichisch von „Restlverwertung“. Auch den frei stehenden Küchenblock hat sie selbst entworfen.
Am Farbprogramm für das Haus haben die Bauherren lange getüftelt. Ihre Wahl fiel auf die zarten Pastellfarben Hellgrün und Rosa. „Es sollten Farben sein, an denen wir uns nicht sattsehen“, formuliert Moitzi die Vorgabe. Es sollte schließlich ein Haus fürs Leben sein.