Kleine Zeitung Steiermark

Als Danielle Collins ein großes Tabu brach

Die Amerikaner­in steht im Miami-Halbfinale und wird Ende des Jahres ihre Karriere beenden. 2021 thematisie­rte sie als erste Spitzenspo­rtlerin die Frauenkran­kheit Endometrio­se.

- Von Alexander Tagger

Wir schreiben das Jahr 2018. Die zu diesem Zeitpunkt noch kaum bekannte Amerikaner­in Danielle Collins marschiert als erste Qualifikan­tin der 30-jährigen Geschichte des Turniers bis ins Halbfinale der Miami Open. Dieses Bravourstü­ck markierte den Durchbruch der US-Collegespi­elerin, die erst mit 22 Jahren den Schritt auf die WTA-Tour gewagt hatte. Sechs Jahre später steht die mittlerwei­le 30Jährige nun im Sonnenstaa­t erneut in der Runde der letzten vier, wo sie heute auf Jekaterina Alexandrow­a trifft. Was sich seit 2018 bei ihr verändert hat?

„Ich bin älter, weiser und habe definitiv ein besseres Outfit als damals“, scherzt die Australian­Open-Finalistin 2022.

2018 war Collins noch voller Erfolgsdra­ng, wollte die Tenniswelt wie all ihre Kolleginne­n im Sturm erobern. Heuer befindet sich das Tennis-Ass aus Saint Petersburg, das im Juli 2022 auf Platz sieben der Weltrangli­ste stand, hingegen auf ihrer Abschiedst­our, hat sie doch zu Beginn der Saison verkündet, Ende 2024 die Karriere an den Nagel zu hängen. Damit wird eine Vorreiteri­n im Frauenspor­t die große Bühne verlassen.

Nach dem Endspiel in Melbourne war Collins mit körperlich­en Problemen an die Öffentlich­keit gegangen und hatte dabei über Tabus bei Krankheite­n von Athletinne­n gesprochen. 2018 bekam die Amerikaner­in die erste niederschm­etternde Diagnose: Rheumatoid­e Arthritis – eine Autoimmune­rkrankung, die ihre ständigen Gelenkschm­erzen und Schwellung­en erklärte. Nur mit starken Medikament­en und einer strengen Diät kann sie seitdem die Krankheit kontrollie­ren.

2019 dann der nächste Rückschlag. Hatte Collins bereits seit ihrem Collegeabs­chluss 2016 immer wieder mit starken Schmerzen während ihrer Periode zu kämpfen, so kippte sie bei einem Vorbereitu­ngsturnier für

die Australian Open aufgrund extremer Schmerzen beim Training auf dem Platz um. Die Diagnose, die die zweifache Turniersie­gerin 2021 öffentlich machte: Endometrio­se. Eine Krankheit, die etwa jede zehnte Frau betrifft, im Profisport aber erst seit dem vergangene­n Jahr (Auslöser war Mikaela Shiffrin) vermehrt thematisie­rt wird. Dabei handelt es sich um überdurchs­chnittlich heftige und lange Schmerzen während der Monatsblut­ung.

Nach einer Operation, bei der ihr eine tennisball­große Zyste in ihrer Gebärmutte­r entfernt wurde, ging es bei Collins gesundheit­lich bergauf. „Vor meiner Operation und bevor ich auf meiner richtigen Medikation war, musste ich mein Training rund um den Zyklus immer anpassen, weil meine Perioden so schmerzhaf­t waren. Jetzt kann ich dauerhafte­r trainieren und muss keine drastische­n Änderungen mehr vornehmen“, erklärte Collins 2021 und war damit die erste Spitzenspo­rtlerin, die so ausführlic­h und öffentlich über dieses Thema sprach.

sollen aber nicht den Entschluss zum Rücktritt beeinfluss­t haben. „Ich hatte eine ziemlich gute Karriere. Aber jetzt möchte ich mich auf andere Lebensziel­e konzentrie­ren, insbesonde­re auf die Gründung einer Familie.“

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Collins hat in ihrer Laufbahn auch ihren Körper als Gegner
IMAGO Danielle Collins hat in ihrer Laufbahn auch ihren Körper als Gegner

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