Kundenbetreuung mit extra viel Gefühl
Blinde Menschen wurden von angehenden Friseurinnen und Fußpflegern verwöhnt.
Sie sei hin- und hergerissen gewesen, schildert Neilen Rahmwn der Kleinen Zeitung. Einer gewissen Sarah habe sie die Haare geschnitten und dabei „genau erklärt, was ich mache, welches Shampoo ich verwende. Das war ungewöhnlich, aber wunderschön“. Doch dass diese Sarah nicht wie andere Kunden das Ergebnis im Spiegel sehen konnte, „hat mich traurig gemacht. Ich habe es ihr dann erzählt und ihre Hand genommen, damit sie ihre Haare berühren kann“.
Rahmwn besucht die Landesberufsschule 2 in Graz-St. Peter. Sarah ist blind. Ihre Wege kreuzten sich beim Projekt „Beauty Youngsters“, welches dem Thema Inklusion ein schönes Gesicht verleiht: Lehrlinge und Schülerinnen wie Schüler von Schönheitsberufen bieten gratis Dienstleistungen an – für Obdachlose, Geflüchtete und Bewohnerinnen von Frauenhäusern. Oder auch für blinde und sehbehinderte Menschen: So betreuten angehende Friseurinnen und Fußpfleger Besucher aus dem Odilien-Institut mit viel Gefühl, um „die Kommunikation so anzupassen, dass die Bedürfnisse der blinden Person erfüllt werden können“. Davon machten sich auch Bürgermeisterin Elke Kahr sowie Landesrätin Doris Kampus und Kollege Werner Amon ein Bild.
Würde und Respekt für bestimmte Gesellschaftsgruppen stehen also im Mittelpunkt. Und ein Abbauen von Berührungsängsten, betont Herbert Winterleitner: Der Obmann des Vereins „Soziale Projekte Steiermark“spricht von einem „Herzensprojekt“– und von einer Saat, die fruchtet. So zitiert er nach dem Besuch des Odilien-Instituts dieses Dankesschreiben: „Es war einer Bewohnerin aus den Trainingswohnungen durch Sie das erste Mal möglich, zum Friseur zu gehen. Sie und ihr Team haben es geschafft, dass eine Atmosphäre der Wertschätzung, des offenen Miteinanders und der Freude entstanden ist.“
Dafür hat unter anderen die angehende Frisörin Neilen Rahmwn gesorgt. „Ich hab mich nur kurz erschrocken, als Sarah beim Lockenmachen das heiße Glätteisen angreifen wollte“, kann sie heute über diesen Moment lachen. Die Lösung: Sie hat es ihr erklärt.
Michael Saria