Kleine Zeitung Steiermark

Kindergart­en: Zweites gratis Jahr gefordert

Eine Eltern-Initiative und die Grünen wollen ein zweites gratis Kindergart­enjahr. Viele könnten sich die Betreuung kaum leisten.

- Von Verena Schaupp

Das letzte Jahr vor Schulstart ist in Österreich ein verpflicht­endes Kindergart­enjahr. Seit 2009 ist dieses (zumindest 20 Stunden pro Woche) überall kostenlos. Davor sind Elternbeit­räge für die Bildung und Betreuung im Kindergart­en bzw. der Krippe zu zahlen. Zumindest in der Steiermark. Hier gibt es eine soziale Staffelung der Beiträge in elementare­n Einrichtun­gen.

Bundesländ­er gehen hier verschiede­ne Wege. In Kärnten ist der ganztägige Krippen- und Kindergart­enbesuch seit Herbst gratis. In Wien und Burgenland gilt das Gleiche. In Niederöste­rreich zahlt man für halbtägige Betreuung von 0 bis 6 Jahren nichts, in Oberösterr­eich von 2,5 bis 6 Jahren, in Salzburg von 3 bis 6, in Tirol von 4 bis 6. Essensbetr­äge können anfallen.

„Die Steiermark hinkt hinterher“, kritisiert Sandra Krautwasch­l, Klubobfrau der Grünen. Ihre Partei bringt einen Antrag in der nächsten Landtagssi­tzung am Dienstag ein. Die Grünen fordern zumindest ein zweites Gratis-Kindergart­enjahr, eigentlich aber eine umfassende Reform. Innerhalb der kommenden fünf Jahre soll der kostenfrei­e Zugang für alle 0- bis 6-Jährigen in der Steiermark sichergest­ellt werden. „Durch die Einführung eines zusätzlich­en kostenfrei­en Angebots sollen die Bildungsch­ancen für Kinder in der Steiermark verbessert werden“, so die Grünen.

Viele Familien könnten sich die Beiträge schlicht nicht leisten, berichtet Sarah Bauernhofe­r, Initiatori­n des gemeinnütz­igen Vereins „Von Mama zu Mama“. Die Oststeirer­in ist mit ihrem Anliegen, wie kürzlich berichtet, in der Region sehr aktiv. Mittlerwei­le melden sich Mütter von überall her bei ihr. Drei bis fünf Mal die Woche schlägt ein Fall zu dem Thema bei ihr auf. „Ich könnte da Dutzende Geschichte­n erzählen. Mütter – es kämpfen immer noch sie – rufen verzweifel­t bei mir an.“Aus den Gesprächen weiß Bauernhofe­r, dass Frauen wieder arbeiten gehen wollen („das muss 2024 wirklich möglich sein“), aber auch müssen. „Es geht ja um die Pensionsvo­rsorge, ums Dranbleibe­n“, sagt sie.

In der Steiermark gab es die ganztags kostenfrei­e Betreuung für Kinder von drei bis sechs Jahren schon einmal. 2011 wurde sie wieder abgeschaff­t. Aus dem Büro von Bildungsla­ndesrat Werner Amon (ÖVP) hieß es dazu kürzlich auf Nachfrage der Kleinen Zeitung, dass das Gratisange­bot nicht angenommen wurde. Genauer, es wurde eine Betreuungs­leistung beanspruch­t, „dann aber nicht in regelmäßig­em Abstand konsumiert“. Dadurch seien dem Land und den Gemeinden hohe Kosten entstanden. In Folge wurde das gestaffelt­e System der Beiträge eingeführt.

Bauernhofe­r reagiert: „Die Zeiten haben sich seit 2011 stark verändert. Ich kenne so viele Leute, die eine Betreuung brauchen und in Anspruch nehmen würden. Aber entweder kostet es zu viel oder es fehlt der Platz.“

Denn auch bei den Plätzen mangelt es. Hunderte Grazer Familien bekamen erst unlängst eine Absage für einen Platz im Herbst, obwohl sie alle Kriterien (volle Berufstäti­gkeit der Eltern etc.) erfüllt haben. Es fehlt schlicht an den Plätzen. In manchen Gemeinden gibt es erst gar keine Krippen – oder es fehlt dort ebenso am Platz. Das Land Steiermark verweist auf den laufenden Fördercall bis Ende April, wo Gemeinden um Geld für den Ausbau ansuchen können. Das Thema der Beiträge ist damit aber noch nicht gelöst.

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POZNYAKOV, KLZ/PAJMAN, RENÉ STRASSER Kinderbetr­euung ist nicht kostenfrei
 ?? ?? Sandra Krautwasch­l, GrüneKlubo­bfrau
Sandra Krautwasch­l, GrüneKlubo­bfrau
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Sarah Bauernhofe­r, "Mama zu Mama“

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