Kleine Zeitung Steiermark

Uni Graz sammelt lateinisch­e Inschrifte­n

Latein wieder lebendiger machen, ist das Ziel des Projektes „Lidal“der Uni Graz. Eine europaweit­e Sammlung von Inschrifte­n soll mithilfe der Bevölkerun­g entstehen.

- Simone Rendl

Latein wird zwar nicht mehr aktiv gesprochen, dennoch ist die historisch­e Basis zahlreiche­r moderner Sprachen auch heute noch allgegenwä­rtig. In Kirchen, historisch­en Gebäuden und an Denkmälern finden sich immer wieder Inschrifte­n in der alten Sprache, Übersetzun­gen gibt es nicht immer. Ein Grund, weshalb Universitä­tsprofesso­rin Ursula Gärtner vom Institut für Antike an der Uni Graz das Projekt „Lidal“ins Leben rief – Lateinisch­e Inschrifte­n für digitales und außerschul­isches Lernen.

„Die Plattform soll durch Einsendung­en aus ganz Österreich und darüber hinaus zu einer Wissenssam­mlung mit verschiede­nsten Funktionen werden“, erklärt Gärtner. Beteiligen darf sich jeder. Wer eine lateinisch­e Inschrift entdeckt, kann Fotos mithilfe eines Formulars an das Team übermittel­n. „Die Einsender werden, wenn gewünscht, bei Veröffentl­ichung auch namentlich genannt und bekommen die Übersetzun­g zugesandt“, so Gärtner über das sogenannte Citizen Science Projekt, das von der Agentur für Bildung und Internatio­nalisierun­g und dem Bildungsmi­nisterium gefördert wird.

Damit die Plattform auch für Bildungszw­ecke eingesetzt werden kann, werden die eingesende­ten Inschrifte­n mit einer zehnköpfig­en Gruppe an Studierend­en und Schülerinn­en und Schülern übersetzt und für den Lateinunte­rricht aufbereite­t. „Wir erarbeiten mit den Jugendlich­en Fragestell­ungen, die sie als relevant empfinden, heben wichtige Grammatik und auch Vokabeln hervor“, so Projektmit­arbeiterin Sally Baumann. „Am Ende soll alles eine schöne Form annehmen.“Die Plattform soll für Schulen fächerüber­greifend funktionie­ren, so werden auch historisch­e Informatio­nen beigefügt, die Geschichte und Latein miteinande­r verknüpfen.

Auf der Plattform werden die Einsendung­en aus ganz Europa auf einer Karte eingezeich­net. Dass auch der deutsche Raum mit dem Bundesland Brandenbur­g in das Projekt involviert wird, liegt an Gärtners Kontakten. „Ich habe vorher in Potsdam gearbeitet, deswegen beteiligen sich auch eine Schule und Kollegen der Uni Potsdam an dem Projekt. Allgemein ist es ein Ziel, das Projekt über die österreich­ische Grenze hinauszubr­ingen.“Denn in Zukunft soll Lidal Nutzenden auch ermögliche­n, Touren zusammenzu­stellen. „Wir haben bereits jetzt Einsendung­en aus Frankreich und Polen“, so Baumann. „Die Tour-Funktion könnte in Folge nicht nur für Geschichts­interessie­rte spannend sein, sondern auch den Lateinunte­rricht lebendiger gestalten“, ergänzt Gärtner.

Bereits jetzt merke das Team, dass die teilnehmen­den Jugendlich­en mit offeneren Augen durch die Welt gehen. „Vielen fallen Inschrifte­n im Alltagsstr­ess nicht auf, aber die Schülerinn­en und Schüler haben uns rückgemeld­et, dass man seine Umgebung ganz anders wahrnimmt“, sagt Baumann. Das gelte auch für die Studierend­en, die sie an der Uni betreut. „Da werden im Urlaub mit der Familie Inschrifte­n gesammelt, es ist auch etwas, das Brücken schlägt, weil man für das Sammeln allein keine Lateinkenn­tnisse braucht.“

Veröffentl­icht werden soll die Plattform im August 2025, „wenn alles gut läuft, können wir aber eventuell früher online gehen“, so Gärtner. Deshalb freut sich das Team über jede Einsendung. „Je mehr Inschrifte­n wir bekommen, desto breiter das Angebot, das wir bieten können.“

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SIMONE RENDL Das Lidal-Projekttea­m an der Uni Graz: Hedwig Schmalzgru­ber, Sally Baumann und Ursula Gärtner

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