Kleine Zeitung Steiermark

Grundausst­attung freier Bürger

Mit Mahnungen am Tag der Pressefrei­heit ist es nicht getan.

- Von Daniel Hadler

Ein Tag der Gleichzeit­igkeit des Ungleichen, das wird auch dieser 3. Mai sein. Der internatio­nale Tag der Presse- freiheit steht an und damit der direkte Vergleich von 180 Ländern. Von Norwegen bis Nordkorea reichte das Spektrum. Von einem liberalen Staat mit mehr als 200 Zeitungen zu einem autoritär geführten Land, wo jedes freie Wort ins Straflager führen kann.

In Österreich sind die politi- schen Reaktionen auf das jährliche Ranking ritualisie­rt, rangierend zwischen Bekenntnis, Lippenbeke­nntnis und schweigend­em Ignorieren. Ohne das Ergebnis vorwegzune­hmen: Der österreich­ische Ableger von Reporter ohne Grenzen wird auch in dieser Woche wieder wichtiger, authentisc­her Mahner und dabei ein Rufer in der Wüste sein. Womöglich, weil der Begriff Pressefrei­heit ebenso in die Irre führt wie jener der Medienfrei­heit. Keinem Journalist­en sollen diese schmeichel­n, sondern Freiheiten einer Gesellscha­ft absichern. Etwa einen Krieg einen Krieg nennen zu dürfen. Oder Korruption und politische­n Missbrauch beim Namen anprangern zu können. Die vierte Gewalt, dieser angestaubt­e Begriff, meinte nie die Macht der Presse, sondern jene des Volkes. Das Bewusst- sein dafür scheint zu schwinden.

Die Vorzeichen für Österreich waren schon besser und selten schlechter. Im Vorjahr wurde das Land zwischen Moldawien und Trinidad und Tobago auf dem 31 Rang geführt, um 14 Positionen schlechter als 2022. Die Hoffnung auf große Sprünge nach vorne ist überschaub­ar, die Gruppe der Länder mit ausgezeich­netem Ranking – allen voran die Skandinavi­er – wird außer Reichweite bleiben.

Warum? Zum Beispiel, weil Österreich mit der „Wiener Zeitung“und dem „Oberösterr­eichische Volksblatt“im Vorjahr gleich zwei Tageszeitu­ngen verlor, darunter bekanntlic­h die älteste noch erscheinen­de der Welt. Schlechte Nachrichte­n für ein Land mit ohnehin schon hoher Medienkonz­entration und mittlerwei­le nur noch zwölf Tageszeitu­ngen – zum Vergleich: In der Schweiz sind es viermal so viele.

Wenig Schmeichel­haftes für den Status der Pressefrei­heit in Österreich brachten jüngst Chat-Protokolle zutage, die Österreich­s größtes Medienunte­rnehmen, den ORF, betrafen und beispielha­ft den Versuch der Kontrolle von Medien durch einen Teil der politische­n Akteure zeigten. „Thür verhindern“, forderte da etwa Norbert Steger – damals immerhin ORFStiftun­gsratsvors­itzender. Dass bisher ausschließ­lich ein einfacher Fitnesstra­iner die Konsequenz­en dieser Einflussna­hmen tragen musste, ist leider sinnbildli­ch für dieses Land.

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