Kleine Zeitung Steiermark

Hühner überfahren: Keine Verurteilu­ng

Vater und Sohn übernehmen in Prozess die Verantwort­ung und bezahlen Geldbuße.

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Das Video wurde heimlich in einem steirische­n Geflügelma­stbetrieb aufgenomme­n. Als es dem Verein gegen Tierfabrik­en zugespielt und im Dezember veröffentl­icht wurde, löste es Entsetzen aus: Zu sehen war, wie der Betreiber (55) fünf Hühner mit einem Teleskopla­ster überfuhr. Sein Vater hob später die Hühner, auch die zwei noch lebenden, auf und warf sie achtlos zur Seite. Eine Notschlach­tung wurde unterlasse­n.

Das gerichtlic­he Nachspiel am Landesgeri­cht Graz, begleitet von einer Demonstrat­ion von Tierschütz­ern, wegen gemeinscha­ftlich begangener Tierquäler­ei musste im März von Richter Martin Heissenber­ger unterbroch­en werden. Der Vater (83) schien der Verhandlun­g nur schwer bis gar nicht folgen zu können. Gestern setzte er die Verhandlun­g fort, nachdem Gerichtsps­ychiater Manfred Walzl den Vater begutachte­t und doch für verhandlun­gsfähig befunden hatte. „Erinnern Sie sich an den Dr. Walzl?“, fragte der Richter. – „Ich weiß gar net mehr …“Mit ein paar Hinweisen setzt die Erinnerung aber doch noch ein.

„Es geht um die Geschichte mit den zwei Hühnern, die Sie auf die Seite geschmisse­n haben.“– „Ich hab das gar nicht gemerkt, dass sie noch leben.“Der Sohn dagegen hat sich bereits am ersten Verhandlun­gstag für sein Vorgehen entschuldi­gt: „Es ist mir etwas passiert, das nicht passieren hätte dürfen. Aber der Streifen, wo ich gefahren bin, der ist normal immer frei, da sind sonst keine Hühner“.

Der Richter bietet beiden Beschuldig­ten eine Diversion an, denn „ich habe den Eindruck, dass Sie die Verantwort­ung übernehmen“. Der Senior müsse nun überlegen, ob das auch für ihn gelte, da er ja behauptet, nicht bemerkt zu haben, dass zwei der überfahren­en Hühner noch lebten. Nach kurzer Beratung mit ihrem Verteidige­r übernehmen beide formal die Verantwort­ung und nehmen das Angebot an: Der Junior muss inklusive Pauschalko­sten und Sachverstä­ndigenguta­chten 2700 Euro bezahlen, der Senior 3723. Wenn das Geld binnen sechs Monaten überwiesen ist, wird das Verfahren eingestell­t – und die Beschuldig­ten entgehen einer Vorstrafe. Alfred Lobnik

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CHRISTIAN PENZ Beim ersten Verhandlun­gstermin wurde protestier­t

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