Von null auf Nazi
Bald stürzen sich die Bundespräsidentschaftskandidaten noch von Brücken oder Hochhäusern, wenn dieser clowneske Wahlkampf so weitergeht. Wie Zirkuspferde trabten sie am Donnerstag paarweise in die ORFManege. Jeder gegen jede(n). Hopp, hopp!
Wir wissen jetzt, dass der gutmütige Alexander Van der Bellen auch von null auf Nazi angreifen kann. Dass die souveräne Irmgard Griss ein Lächeln besitzt, das niemals gefriert. Wir haben den stets freundlichen Norbert Hofer als bösen Wolf erlebt, der gnadenlos zuschnappt, sobald sein Opfer Schwäche zeigt. Wir erinnern uns an den Anstecker von Andreas Khol, auf dem „Keep Khol!“steht. An einen grantelnden Rudolf Hundstorfer, der mit jeder Faser seines Körpers ausdrückt, dass er das alles gar nicht will.
Wer bis jetzt noch nicht wusste, wer der beste Bundespräsident – oder die beste Bundespräsidentin – wäre, dem haben die Paar-Duelle auch nicht weitergeholfen. Denn da ging es nicht um die Frage, wer unserem Land in harten Zeiten Rückhalt gibt, da verwickelten sich die Kandidaten vielmehr heillos in kleinliche Streitereien.
Nicht einen einzigen Kameraschwenk gewährte man dem Publikum auf die Freibier-Demo von Kandidat Nummer sechs, dem ausgesperrten Richard Lugner. Scheinheiliges Argument: Nur fünf Kandidaten hätten die Chance, in die Stichwahl zu kommen. Das glaubt der ORF wohl selber nicht.