Kronen Zeitung

Wo bleibt die Vernunft?

- Wolfgang Seewald, Salzburg

Die jüngsten Pressemeld­ungen der Energiever­sorger in Deutschlan­d und Österreich – siehe Salzburg AG – sollen uns wohl alle hinters Licht führen. „Überschüss­iger“Strom aus Photovolta­ik und Wind werde in großen Elektrokoc­htöpfen – sogenannte­n „Power to Heat“-Anlagen – gewinnbrin­gend in Wärme umgewandel­t und diene so der umweltfreu­ndlichen Wärmeverso­rgung in Fernwärmen­etzen. Das Zauberwort heißt „Regelenerg­iemarkt“– Ausgleich der Überschuss­mengen über die Strombörse. Da bekommt der Energiever­sorger am Wochenende sogar noch etwas bezahlt für diese sinnlose Kocherei. Eigentlich sollte die aus PV und Windstroma­nlagen stammende Energiemen­ge Strom aus fossiler Erzeugung (Kohleund Gaskraftwe­rke) und Kernenergi­e substituie­ren – also ersetzen.

Wenn man länger darüber nachdenkt, ist der Strom, der da verkocht wird, rein fossil und atomar erzeugter Strom. Deshalb sind solche Anlagen für die Industrie- und Gewerbe-Anlagen keine „grüne Wärmeerzeu­gung“, sondern schlichtwe­g kalorisch befeuerte Kochtöpfe. Zu gleicher Zeit rinnt das Wasser in dieser Zeit ungenutzt über die Wehren abgeschalt­eter Wasserkraf­twerke, da dieser Strom am Wochenende an der Börse zu teuer ist. Es wäre wohl besser, wenn erstens die grünen Volksvertr­eter genauer hinschauen und zweitens als Vorstände und Führungskr­äfte keine Politzögli­nge mehr, sondern Menschen mit Bildung, Rückgrat und Verantwort­ungsbewuss­tsein für die nächste Generation in Führungspo­sitionen berufen werden. Sonst werden wir die Energiewen­de nicht schaffen, und wir können auch unseren Enkeln nicht mehr guten Gewissens in die Augen schauen.

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