Flughafen, Synagoge, Nittel: Palästinensischer Terror in Österreich
Dass der Wien-Besuch von Leila Khaled (siehe Artikel oben) für derart große Aufregung sorgt, ist mit einem Blick in die Geschichtsbücher verständlich. Denn in den 1980erJahren zogen palästinensische Terroristen eine Blutspur durch Österreich:
Am 1. Mai 1981 wurde der Wiener SPÖ-Stadtrat Heinz Nittel – er war auch Präsident der österreichisch-israelischen Gesellschaft – vor seinem Wohnhaus durch Pistolenschüsse getötet. Der Politiker war gerade auf dem Weg zum Mai-Aufmarsch auf dem Rathausplatz.
Am 29. August desselben Jahres überfielen zwei Täter die Synagoge in der Seitenstettengasse in der
Innenstadt: Zwei Polizisten konnten das Schlimmste verhindern, indem sie den Eingang zum Gebetshaus im letzten Moment verriegelten. Bei einem anschließenden
Schusswechsel kamen zwei Menschen ums Leben. Einer der beiden Angreifer gestand später den Mord an Nittel.
Am 27. Dezember 1985 drangen drei Terroristen mit Handgranaten und SturmWiener
gewehren bewaffnet in den Flughafen Wien-Schwechat ein und eröffneten vor dem Schalter der israelischen Fluggesellschaft El Al das Feuer. Die Bilanz: vier Tote (darunter ein Attentäter) und 39 Verletzte.
Anzumerken ist, dass diese Verbrechen nicht Leila Khaleds Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) zuzurechnen sind, sondern der Gruppe „Fatah – Revolutionärer Rat“rund um den Top-Terroristen Abu Nidal.
Der spektakuläre Überfall auf den Sitz der OPEC in Wien im Jahr 1975 samt Geiselnahme steht nur indirekt in Zusammenhang mit
dem palästinensischen Terror. Denn eine Forderung der Entführer rund um den Terror-Paten „Carlos“lautete: Ölstaaten sollten den palästinensischen Widerstand finanzieren.
Beziehungen zu Israel auf Tiefpunkt
Dass gerade diese Jahre von Anschlägen geprägt waren, mutet paradox an. Der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky unterhielt beste Kontakte zur arabischen Welt, Österreich erkannte bereits im Jahr 1980 als erstes westliches Land in Europa die PLO unter Jassir Arafat offiziell an. Damals befanden sich die diplomatischen Beziehungen zu Israel auf einem historischen Tiefpunkt.