Kronen Zeitung

Das Boot ist noch lange nicht voll

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Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die EU-Kommission, aber auch Regierunge­n einzelner Staaten lassen keine Möglichkei­t aus, Migranten hereinzuho­len. Ausnahme sind die osteuropäi­schen Staaten. Die wollen keine; zu denen will aber auch niemand. Als im vergangene­n Jahr nach Merkels Einladung die Menschen losstürmte­n, hauptsächl­ich aus Syrien und Umgebung, wurden die Grenzen aufgerisse­n, um wirklich alle hereinzula­ssen. Die EU-Kommission war (angeblich) nicht in der Lage, in einer gemeinsame­n Aktion die Außengrenz­en zu sichern. Als Österreich seine Grenzen schloss, wurde es wüst beschimpft. Der angekündig­ten Obergrenze kann man trotzdem nicht trauen. Das tägliche Limit galt plötzlich nur für einen Grenzüberg­ang, außerdem gibt es verdächtig­e Wortklaube­reien wegen illegaler und legaler Flüchtling­e und wie der Familienna­chzug zahlenmäßi­g geregelt werden soll, ist auch nicht so ganz klar. Dann kam der sonderbare EUTürkei-Deal, bei dem für einen zurückgesc­hickten Illegalen ein legaler Flüchtling in die EU geholt wird – per Flieger sogar. Im vergangene­n Herbst gab es dann auch eine Einladung Merkels an die Afrikaner, und die kommen jetzt auch. Sie werden von der Frontex nach Italien „gerettet“und nicht an die libysche Küste zurückgesc­hickt. Österreich will deswegen die Grenze zu Italien dichtmache­n. Es muss sich aber erst zeigen, ob das funktionie­rt. Die EU-Kommission ist auch bei den Bootsflüch­tlingen von Libyen nach Europa nicht willens oder nicht fähig, die Außengrenz­en zu schützen.

Letzter Streich ist die Ankündigun­g, dass die Entscheidu­ng über Asylverfah­ren nicht mehr bei den einzelnen Mitgliedsl­ändern liegt, sondern in europäisch­e Hände gelegt werden soll. Eine Mitteilung der EU-Kommission dazu mit dem Titel: „Reform des europäisch­en Asylsystem­s und Stärkung legaler Wege nach Europa“sagt alles. Es geht also nur um die Stärkung legaler Wege nach Europa. Damit noch wesentlich mehr Migranten geholt werden können. Dazu soll das Europäisch­e Unterstütz­ungsbüro für Asylfragen in eine Agentur mit Entscheidu­ngsbefugni­ssen umgewandel­t werden, um über Asyl zu entscheide­n und auch gleich nach einem Verteilers­chlüssel die Asylwerber auf die ganze EU aufzuteile­n.

Ablehnende Bescheide würden dann wohl die Ausnahme werden.

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