Er taucht ein in magische Bilder
Musikverein: Dudamel dirigiert Philharmoniker, „Turandot“
Die Proben für Puccinis „Turandot“an der Staatsoper gehen in die Endphase: Gustavo Dudamel steht hier erstmals am Pult (28.). Aber er dirigierte bis gestern auch drei Konzerte der Wiener Philharmoniker. Und wird bei den Salzburger Pfingstfestspielen sein Bolivár Orchestra bei Bernsteins „West Side Story“leiten.
Er hat schon sehr jung Sir Simon Rattle, Claudio Abbado & Daniel Barenboim beeindruckt, die ihn animierten, mit dem Simón Bolivár Jugendorchester zu arbeiten. Mit diesem feierte er bei den Salzburger Festspielen einen seiner größten Europa-Triumphe.
2008 und 2013 arbeitete er mit den Berliner Philharmonikern, 2012 holten ihn die „Wiener“für ihr Sommernachtskonzert in Schönbrunn. 2017 leitet er als bisher Jüngster das Neujahrskonzert der „Wiener“.
Dass Dudamel mit den „Wienern“vertraut ist und dass sie ihn sehr schätzen, merkte man auch in den drei stürmisch bejubelten Musikvereinskonzerten. Ein kluges Programm, in dem Dudamel seine Freude an ro- mantischer Malerei offenbarte: Sergej Rachmaninows „Toteninsel“ist ebenso wie die „Vier Tondichtungen“Max Regers dem schweizer Spätromantiker Arnold Böcklin verwandt. In beiden Werken entfaltet Dudamel den magischen Farbenzauber dieser mystischen Bilderwelt: Eremitenhöhle, Wellenspiele mit Nixen, Bacchanal und – wie bei Rachmaninow – die Toteninsel lassen den Zuhörer in einen düster irrlichternden Kosmos tauchen, den die Philharmoniker in üppiger Farbenpracht gestalten.
Ebenfalls in die Bilderwelt, hier Wiktor Hartmanns, ziehen den Hörer Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“in Maurice Ravels Orchestrierung. Dudamel beschwor Klangtheater raffiniert leuchtender Farben und scharfer Kontraste. Ein Klang voll Genremalerei, Lyrik, düsterer Poesie.