„Das ist auch eine super Erfahrung!“
Marcel Kollers Antworten auf ständige Fragen nach David Alabas Form Künftig mehr mit Auge tun
Keine Pressekonferenz von Marcel Koller ohne Fragen nach David Alabas Form. Eigentlich seit dem Start in Bordeaux. So war es nach dem 0:2 gegen Ungarn, setzte sich verstärkt nach dem Austausch gegen Portugal fort. Sowohl in Österreichs Pressezentrum von Mallemort als auch Dienstagnachmittag, als Koller erstmals im Pressesaal des Stade de France Rede und Antwort stand. Die Fragen kamen von den internationalen Medien, die aus den Bayern-Spielen eben einen anderen Alaba gewohnt waren. Wer von ihnen kritische Worte Kollers erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Mehr kann man einem Spieler, der unter seinen Möglichkeiten blieb, verunsichert wirkt, seine Form sucht, in der Kritik steht, schon nicht mehr den Rücken stärken.
Auch kein böses Wort, dass Alaba nachher vor den ARD-Kameras seinen Austausch nicht nachvollziehen konnte. Das störte viele. Etwa einen 1941 geborenen „Krone“-Leser namens Hans Zeitlberger, der sich daran erinnerte, dass der große Gerhard Hanappi 1956 im Praterstadion gegen Brasilien den Teamchef Vogerl Geyer bat, nicht den jungen Rudolf Sabetzer auszutauschen, sondern besser ihn, weil er unter seiner Normalform geblieben war. Sabetzer schoss daraufhin beim 2:3 noch sein zweites Tor . . .
Kollers Argumente für Alaba: Er sei im Frühjahr bei Bayerns Tanz auf drei Hochzeiten mit über 2000 Einsatzminuten sicher einer der meistbeanspruchten Spieler gewesen. Das könnte Spuren hinterlassen, das ist ganz normal. Und dann setzte sich Alaba selbst zu sehr unter Druck, weil er alles im Alleingang zerrei-
Nicht jeder Spieler kann, egal wo und wann, jeden Tag auf seinem Topniveau agieren . . . Marcel KOLLER
ßen will. Etwas, das auch Alabas Mitspieler, die total zu ihm stehen, ansprachen, Als Erster Julian Baumgartlinger. Stefan Ilsanker ging sogar so weit, dass er Alaba als besten österreichischen Fußballer aller Zeiten bezeichnete.
Der einzige Tipp des Teamchefs für Alaba, aus dem etwas Kritik durchklang, hieß: Er sollte künftig etwas mehr mit Auge tun. Aber auch das sei bei einem Spieler mit 23 Jahren ein üblicher Lernprozess: „Er muss nicht auf jeden Ball gehen, nicht jeden Sprint anziehen!“Ziehe Alaba diese Erfahrungen aus seinen ersten zwei EURO-Auftritten, dann ist Koller überzeugt, dass ihn das einen Schritt weiter nach oben bringt: „Dann ist es eine super Erfahrung, die er mitnehmen kann.“