Das harte Leben auf der weichen Bank
Rückendeckung statt Stunk – auch ohne Spielzeit sind die EURO-Reservisten für ihre Teams wichtig
Lockeres Aufwärmen, vielleicht ein kurzes „Ball im Kreis“-Spielchen, dann bei der Hymne stramm stehen . . . ehe man auf dem gepolsterten Platz auf der weichen Bank Position bezieht. Und einhält. 90 Minuten. Nur von der Pause unterbrochen. Meist darf, muss oder braucht man nicht einmal Aufwärmen. Das Leben als EURO-Ersatzspieler – es ist kein leichtes. Nach einer langen, harten Saison müde. Zwar voller Euphorie mittendrin, irgendwie aber doch nicht dabei . . .
Man kann nur in jedem Training Vollgas geben, immer bereit sein“, erklärt Jakob Jantscher seine Rolle in Frankreich als ÖFB-Reservist. „Wir sind hier eine Familie, es geht um den Erfolg des Teams. Jeder trägt seinen Teil bei.“Und spricht damit auch Markus Suttner, Ramazan Özcan und Heinz Lindner aus der Seele. Einsätze in Frankreich? Für diese ÖFB-Profis unwahrscheinlich. Für die Goalies fast unmöglich. Ihr Rampenlicht ist meist nur das öffentliche Training. Wenn die Stammkräfte pausieren, regenerieren. Und dennoch sind sie in der Koller-Truppe wichtig. Weil sie sich nie hängen lassen, für gute Stimmung sorgen, das Team pushen. Alles im Dienste der Mannschaft. Ohne Stunk. Ohne verletzter Eitelkeit. Ohne falschem Neid.
Das ist auch bei den großen Nationen das Rezept: Lukas Podolski hat in der Vorrunde keine Minute gespielt, verbreitet dennoch gute Laune, scherzt bei den Pressekonferenzen. So, wie es die deutschen Null-Minuten-Weltmeister Großkreutz, Ginter und Durm 2014 gemacht haben. Rückendeckung statt Stunk. Goalie Pepe Reina holte mit Spanien zwei EM- und einen WM-Titel. Sein Beitrag: ein bedeutungsloses Vorrunden-Spiel. Und jetzt setzt sich bei den Iberern RekordTorhüter Casillas ohne Murren auf die Bank. Stürmer-Star Koke kam auch erst auf 19 Minuten. Frankreichs Schneiderlin und Italiens El Shaarawy gingen noch ganz leer aus.
Egal, ihre Nationen sind im Achtelfinale. Das Team funktioniert. Was auch an den Ersatzspielern liegt . . .