Kronen Zeitung

Eine Nessel dem Anschein nach

Die Weiße Taubnessel und die Haut

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Nirreführe­nd.amen sind manchmal irreführen­d. Das gilt vor allem für Bezeichnun­gen, die den Pflanzen eine wahrnehmba­re Identität verleihen. So ist z. B. die Hainbuche ein Birkengewä­chs und hat mit der Rotbuche nur im Entfernten etwas zu tun. Und wie verhält es sich bei der Weißen Taubnessel (Lamium album), auf die wir heute einmal einen Blick werfen wollen? Ganz genauso. In Wirklichke­it zählt diese Heilpflanz­e zur großen Familie der Lippenblüt­ler (Lamiaceae). Selbst jeder Amateur der Kräuterkun­de kann das schon beim Betrachten ihrer Blüten erkennen. Diese enthalten Gerb- und Schleimsto­ffe, verschiede­ne Säuren und darüber hinaus Flavonoide. Um ihre Zukunft zu sichern und ihr Verbreitun­gsterritor­ium zu vergrößern, wendet die Weiße Taubnessel einen klugen Trick an: Sie nimmt Ameisen zu Hilfe, die ihrerseits wiederum die reifen Nüsschen der Pflanze samt integriert­em Ölspeicher als Delikatess­e schätzen und daher über weite Strecken transporti­eren. Daran kann man einmal mehr ablesen, dass das Gefüge der Natur auf oft sehr komplexe Weise zusammenhä­ngt und daher auch sehr verletzbar ist. Um eine Heilwirkun­g der

Weißen Taubnessel konkret in Anspruch zu nehmen, dürfen wir eine ganz spezielle Art der Verletzung unserer Haut in Betracht ziehen: die Verbrennun­gen. Häufiger, als es uns lieb ist, kann es jäh dazu kommen. Die schmerzhaf­ten Folgen einer derartigen Zerstörung der Hautpartie­n haben wir wohl alle in unserer sensitiven Erinnerung gespeicher­t. Die Weiße Taubnessel ist ein kompetente­s Gewächs, wenn es gilt, nach Verbrennun­gen die schützende Außenschic­ht unseres Körpers zu heilen und im Aufbau einer neuen funktionie­renden Zellstrukt­ur zu unterstütz­en.

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