Kronen Zeitung

Großverfah­ren droht nach Streit um Honorare jetzt Stillstand!

Es geht um Kosten für Sachverstä­ndige in Wirtschaft­sfällen

- Peter Grotter

Die unverhältn­ismäßig lange Dauer von spektakulä­ren Wirtschaft­s-Strafverfa­hren könnte sich dramatisch erhöhen. Es droht sogar ein Stillstand. Grund: Sachverstä­ndigen, die für die Aufklärung von Verbrechen so wichtig sind, wurden per Gerichtsbe­schluss die Honorare gekürzt – teils um mehr als die Hälfte.

Erst dank der Fachkenntn­is der Gutachter können kriminelle Machenscha­ften, die in komplexen Buchhaltun­gen versteckt sind, aufgedeckt werden. Die Arbeit ist die Basis für die Tätigkeit von Staatsanwä­lten und Richtern.

Die Kosten für derartige Gutachten gehen oft in die Hunderttau­sende. Mit ein Grund: Ein Fachmann aldem lein richtet wenig aus, er braucht mehrere Helfer. Jahrzehnte­lang wurden diese bewilligt. Jetzt soll eingespart werden. Hebel dafür: die Kosten für die Hilfskräft­e. Bisher war es üblich, Staat die gleichen Sätze zu verrechnet wie privaten Kunden. Denn die Gutachter betreiben fast alle Wirtschaft­sprüfer- oder Steuerbera­tungskanzl­eien.

Wie aus Kostenents­cheidungen von Gerichten hervorgeht, will man nun aber nur noch einen Bruchteil zahlen. Zum Beispiel für einen Steuerbera­ter statt 140 nur noch 40 Euro pro Stunde. Ein Alarmsigna­l für Prof. Thomas Keppert, den Fachgruppe­nobmann der Steuer- und Rechnungss­achverstän­digen in der Landesgrup­pe Wien, NÖ und Burgenland: „Wenn unsere berechtigt­en Anliegen nicht gehört werden, dann stehen wir für Großverfah­ren nicht zur Verfügung.“Das wäre fatal, denn viele spektakulä­re Fälle haben bereits bis zu acht Jahre auf dem Buckel. Wenn die Gutachter keine Helfer mehr haben dürfen, wird es noch viel länger dauern.

Minister Wolfgang Brandstett­er verspricht, den Fall zu prüfen und gegebenenf­alls Abhilfe zu schaffen.

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Prof. Keppert (li.), Minister W. Brandstett­er
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