Üble Nachrede für den größten Erfolg
Michael O’Neill führte Nordirland sensationell ins Achtelfinale: „Leicester ist unser Vorbild!“
We are not going home!“Hellseherische Fähigkeiten nennt man das. Welche die „green and white army“, wie die (singenden) Anhänger des EURO-Neulings genannt werden, hatten: Denn erst zwei Stunden nach ihrem Spiel im Parc des Princes war klar, dass Österreichs Qualifikationsgegner für die WM 2018, Nordirland, trotz nur dreier Punkte sensationell im Achtelfinale von Frankreich steht!
Mit einer Mannschaft, die vor Beginn der EURO niemand auf dem K.-o.-PhasenZettel, keiner etwas zugetraut hatte. Im Gegensatz zu ihrem wohl prominentesten Daumendrücker: Rory McIlroy, der Golf-Megastar, saß in Paris auf der Tribüne, schickte Stunden zuvor der Mannschaft und Coach Michael O’Neill die allerbesten Glückwünsche!
Es reichte nicht für Deutschland, aber für den Aufstieg. Mit Spielern, die ihre Brötchen in der maximal durchschnittlichen schottischen Liga oder in der englischen Championship (2. Liga) verdienen. Nur vier Mann von der Startformation (J. Evans, Cathcart, Davis & McAuley) im abschließenden Gruppenspiel waren „erstklassig“. „Aber es sind die Helden unserer Nation“, titelte der Belfast
Telegraph in breiten Lettern. D ie „Ochsen“, wie die Nordiren von Mario Gómez liebevoll getauft wurden, werden die französischen „Acker“weiter bepflügen. „Es gibt Parallelen zwischen uns und Leicester“, schwärmt O’Neill, „wie der englische Meister muss man sehen, wo meine Spieler herkommen.“Und daher die Spielweise, die von vielen Kritikern als viel zu defensiv eingestuft wird, be-
trachten. „Aber wir haben auch offensiv etwas drauf – immerhin haben wir in unserer Quali-Gruppe die meisten Treffer erzielt.“D ass der 46-Jährige überhaupt mit Nordirland den größten Erfolg seiner Fußball-Geschichte mitgestalten konnte, ist einer üblen Nachrede zu verdanken: 2011 bewarb sich O’Neill als Chefcoach bei Hibernian Edingburgh – und hatte den Job eigentlich schon in der Tasche. Doch die Vereinsführung sagte kurz vor der Unterschrift ab – ein Kontrahent soll dem Präsidium mitgeteilt haben, dass O’Neill ein Alkoholproblem habe! „Armselig“, fällt dem Finanzmanager (abgeschlossenes Studium) dazu nur mehr ein.
Also wurde er Nationalteam-Coach – und steht mit Nordirland im Achtelfinale!