Spaniens Biss in viele Zitronen
Erst machte sich der Titelverteidiger zum großen Favoriten, zuletzt aber das Leben nur selbst schwer
Gibt dir das Leben Zitronen, mach Limonade draus . . . Beherzigen das jedoch die Spanier, fahren sie als Zitronen-Kracherl-Europameister heim . . .
Aus eigenem Verschulden machten sich die souverän gestarteten Iberer das Leben zuletzt selbst schwer. Etwa indem Pedro nach den ersten beiden Spielen seine Reservistenrolle nicht länger akzeptieren wollte, sogar mit Rücktritt drohte. Ein unnötiges Theater! Teamchef del Bosque vielleicht aber gerade deshalb gegen Kroatien an der Elf festhielt. Im Nachhinein keine glückliche Entscheidung, da neue Spieler wohl hungriger gewesen wären als jene, die das Spiel trotz 1:0-Führung 1:2 und damit Platz 1 in der Gruppe vergeigten. Womit im Achtelfinale Italien wartet, danach im Viertelfinale Deutschland und im Halbfinale Frankreich drohen. „Wir haben uns alles selbst erschwert“, gesteht Kapitän Sergio Ramos, der an Spaniens erster EURO-Pleite seit 2004 nicht unbeteiligt war. Beim 1:1 hatte er gepatzt, danach war er mit einem Elfer an Subašić gescheitert. Dass der Kroaten-Keeper dabei weit vorm Tor stand, ingnorierte Referee Kuipers zum Leidwesen der Spanier ebenso, wie den Umstand, dass bei Ramos’ Schuss mehrere Kroaten im 16er waren. Nicht ignoriert wurden dafür Spaniens Trikots, deren Design Spott und Hohn ernteten, zum hässlichsten EM-Outfit gekürt wurden, aber zumindest – wenn auch nicht in Spanien – für Lacher sorgten.
Weniger belustigend: Gerard Piqué, der als Befürworter einer Abspaltung Kataloniens von Spanien gilt, deshalb bei Fans umstritten ist und schon damit aufgefallen war, dass er nach seinem 1:0 gegen Tschechien nicht öffentlich jubeln wollte, streckte diesmal bei der spanischen Hymne seinen Mittelfinger in die TV-Kamera. Offenbar bewusst, auch wenn er sich danach verteidigte, nur die Finger gekreuzt zu haben! Wovon aber nichts zu sehen war – neuer Wirbel bei Spanien damit programmiert ist.