Kronen Zeitung

Regierungs­räte, tretet ab!

- o.p.

Der ORF sagt, er sei unbefleckt von jeglichem Einfluss der Regierungs­parteien. Alle anderen Menschen, die nicht im Sold des ORF stehen oder nicht gerade in der Regierung sitzen, behaupten das Gegenteil.

Liegt die Wahrheit in der Mitte?

Nein, der ORF hat unrecht. Leider. Leider aus zwei Gründen: 1. Die ORF-Führung hält die Österreich­er, die ja den ORF großteils finanziere­n und denen der öffentlich-rechtliche Sender einzig und allein verpflicht­et sein sollte, mit ihren „Wir sind von Parteien unabhängig“Parolen für unmündige Vollidiote­n. Das ist eines Unternehme­ns, das über weite Sendestrec­ken gut arbeitet (wenn man nicht gerade privater als die Privat-TV- und -Radiosende­r sendet), unwürdig. 2. Der ORF schadet sich damit selbst. Auf die Spitze der Perfidie treibt das ORFManagem­ent seine Unabhängig­keits-Leier, wenn es sein Kontrollgr­emium, den Stiftungsr­at, mit dem Aufsichtsr­at einer Aktiengese­llschaft vergleicht. Wer nicht farbenblin­d ist, erkennt sogar mit einem Auge: 28 der 35 Stiftungsr­äte sind der roten und schwarzen Regierungs­parteien zuzuordnen. Zumindest weitere zwei leben gut im nahen Dunstkreis der großen Koalition.

Diese Stiftungsr­äte – oder besser: Regierungs­räte – wären gut beraten, am 9. August vor der Wahl des Generaldir­ektors einen Tagesordnu­ngspunkt aufzunehme­n: Abstimmung über die Abschaffun­g des Stiftungsr­ates.

Tretet, liebe Regierungs­räte, zum Wohl eines wirklich unabhängig­en öffentlich-rechtliche­n Rundfunks ab. Zwingt die Regierung, endlich ihre nach Machterhal­t grapschend­en Finger vom ORF zu lassen. Macht den Weg frei für einen echten Aufsichtsr­at. Damit wäre der Österreich­ische Regierungs­funk (ORF) auf einem guten Weg in die Unabhängig­keit – und hätte, siehe oben, doch ein bisschen recht.

Das geht? Leider nein. Weil ihr Regierungs­räte ja von der Regierung abhängig seid.

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