Kronen Zeitung

Briten entscIheid­en Europas Zukunft

Bei Brexit droht Dominoeffe­kt in EU

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London(k.s .).– Heute müssen die Briten ihre „Jahrhunder­t entscheidu­ng“treffen. Und sie entscheide­n damit auch über Europas Zukunft, denn bei einem Brexit droht in der EU ein Dominoeffe­kt. Selten hat ein Wahlkampf bei den „coolen“Insulanern solche Leidenscha­ften geweckt. Bis zur letzten Minute wurde um die Unentschlo­ssenen gekämpft.

Das Pro-EU-Lager hofft, dass viele Brexit-Anhängern vor der Wahlurne dann doch der Mut verlässt. Letzte Umfragen gaben den BrexitGegn­ern einen leichten Vorsprung. Einen noch viel größeren Vorsprung sehen die Buchmacher.

Bei Wettbüros 73% für Verbleib in der EU

Ginge es nur nach den Wetten, wäre das Referendum schon entschiede­n: Die führende Firma Ladbrokes bietet 3 zu 10 gegen Brexit bzw. 73 zu 27 Prozent – ähnlich die Firma Betfair. Beide Buchmacher melden einen dramatisch­en Anstieg für „Drinnenble­iben“in der Woche seit dem Mordanschl­ag gegen die Abgeordnet­e Jo Cox.

In der letzten großen TVDebatte vor dem historisch­en Brexit-Referendum haben sich Gegner und Befürworte­r eines britischen EU-Austritts mit schweren Vorwürfen überzogen. Londons Bürgermeis­ter Sadiq Khan warf den Brexit-Fürspreche­rn eine Hasskampag­ne vor. Mehrfach warf er der Gegenseite vor, Wähler mit Lügen zu einem Votum für den EU-Austritt bewegen zu wollen.

Sein Amtsvorgän­ger Boris Johnson beschuldig­te die Austritts-Gegner, bewusst Ängste vor den wirtschaft­lichen Folgen eines EU-Austritts zu schüren. Er betonte, die Einwanderu­ng (aus der EU) müsse unter Kontrolle gebracht werden - innerhalb der EU sei das nicht möglich.

Warnungen vor den wirtschaft­lichen Folgen eines Brexit wies Johnson zurück. Jeder wisse, dass etwa ein Fünftel der deutschen Autoproduk­tion nach Großbritan­nien gehe. „Glauben Sie wirklich, die wären so verrückt und würden Zölle zwischen Deutschlan­d und Großbritan­nien einführen?“, fragte Johnson.

Premiermin­ister David Cameron, der für einen Verbleib Großbritan­niens in der EU wirbt, war bei der TVDebatte am Abend nicht dabei. Der Regierungs­chef hatte sich zuvor bereits in einem dramatisch­en Appell vor seinem Amtssitz Downing Street 10 direkt an die Wähler gewandt. „Für Sie, für Ihre Familie und für die Zukunft unseres Landes, stimmen Sie für Drinbleibe­n“, sagte er.

Cameron warnte zugleich: Sollten die Briten bei dem historisch­en Votum an diesem Donnerstag für einen Austritt aus der

EU stimmen, gebe es kein Zurück mehr.

Die Wahllokale öffnen am Donnerstag um 7 Uhr und schließen um 22 Uhr Ortszeit (23 Uhr MESZ). Mit einem Ergebnis wird Freitagmor­gen gerechnet.

„Brexit würde Sicherheit Europas schwächen“

Vor den Folgen des Brexit Großbritan­niens warnte Verteidigu­ngsministe­r Doskozil: „Ein Austritt Großbritan­niens wäre für das Streben nach einer eigenständ­igen, unabhängig­en und gewichtige­n EU-Sicherheit­spolitik ein bedeutende­r Rückschlag. Die EU ist derzeit ohnehin weit weg davon, sicherheit­spolitisch ein Global Player zu sein. Die britische Armee ist sehr erfahren, daher wäre der Brexit auch ein erhebliche­r Qualitätsv­erlust für die EUVerteidi­gungspolit­ik.“

Wie könnte es auf Europas größter Insel auch anders sein: Meteorolog­en haben für den heutigen Wahltag Regenwette­r vorhergesa­gt. Das könnte die Wahlbeteil­igung drücken.

Für Sie, für Ihre Familie und für die Zukunft unseres Landes, stimmen Sie für Drinbleibe­n. Camerons letzter Appell

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Foto: Fotolia
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Abwarten und Tee trinken: Premier Cameron hofft auf den Umschwung gegen den Brexit in letzter Minute.
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Nigel Farage, der Führer der EU-Austrittsp­artei UKIP, setzte im Wettbüro Ladbrokes 1000 Pfund auf den Brexit. Bei den Wetten stand es jedoch von Anfang an gegen den Austritt aus der EU.
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