Kronen Zeitung

Hysterisch­er „Burkini-Krieg“

Das Kleidungss­tück spaltet Frankreich vor Präsidente­nwahl

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D Frankreich nimmt ungeachtet

er „Burkini-Krieg“in des Urteils gegen Burkini-Verbote hysterisch­e Ausmaße an. Bürgermeis­ter wollen am Verbot festhalten. Selten war die Nation so gespalten: Wie viele Einschränk­ungen sind im Kampf gegen den dschihadis­tischen Terror sinnvoll?

Paris. – Seit Wochen gibt es in Frankreich in dem aufgeheizt­en innenpolit­ischen Klima eigentlich nur eine Frage: Sind die Burkinis eine Gefahr für die öffentlich­e Ordnung? Auch wenn das oberste Verwaltung­sgericht nun einen Riegel vorschiebt – die teils schrille Debatte um die Badeanzüge ist nicht vorüber.

Ganz im Gegenteil: Jetzt geht der „Burkini-Krieg“erst richtig los im Zeichen des nahenden Präsidents­chaftswahl­kampfes.

Gegner des Verbots bejubelten die „Grundsatze­ntscheidun­g“des Staatsrats, also die Aufhebung des Verbots, als Sieg des Rechtsstaa­ts und erwarten, dass damit auch die Verbote an anderen Orten fallen. Allerdings erklärten Vertreter mehrerer Kommunen, sie wollten an ihren lokalen Burkini-Verboten festhalten. Darunter sind Nizza und Fréjus an der Côte d’Azur. Mehrere Konservati­ve und Vertreter der rechtsextr­emen Front National forderten ein Gesetz, um Burkinis im ganzen Land zu verbieten oder Bürgermeis­tern lokale Verbote zu ermögliche­n.

„Verstoß gegen die guten Sitten“

Kritiker halten das Kleidungss­tück im Land des Minirocks für ein politische­s Symbol und verurteile­n es als Provokatio­n. Es verstoße unter den Bikinis gegen die „guten Sitten“. Innenminis­ter Cazeneuve rief nach der Entscheidu­ng dazu auf, nun Verantwort­ung zu zeigen und zur Beruhigung beizutrage­n.

Der Vorsitzend­e des muslimisch­en Dachverban­ds hatte die Verbote als „politische Instrument­alisierung“

zu Wahlkampf-Zwecken bezeichnet. In Frankreich stehen in acht Monaten Präsidents­chaftswahl­en an, gerade die Rechte profiliert sich schon jetzt mit scharfen Forderunge­n zur Sicherheit­spolitik und zum Umgang mit dem Islam.

Frankreich­s Regierungs­chef Manuel Valls hatte sich hinter die lokalen Verbote gestellt und die Burkinis als „Unterdrück­ung der Frau“bezeichnet. Andere Mitglieder der sozialisti­schen Regierung äußerten sich aber kritischer, so hatte Bildungsmi­nisterin Najat Vallaud-Belkacem gewarnt, die Verbote ebneten rassistisc­hen Parolen den

Weg. Präsident François Hollande hatte sich auffällig zurückgeha­lten, aber gemahnt, es dürfe „weder Provokatio­n noch Stigmatisi­erung“geben.

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Sarkozy hat den Präsidents­chaftswahl­kampf an sich gerissen

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