Hochzeit mit einem Mörder
Linz. – Im Gefängnis von Garsten (OÖ) hat eine Wienerin einen zu lebenslanger Haft verurteilten Mörder geheiratet
Ungefähr 30-mal im Jahr kommen Standesbeamte in österreichische Gefängnisse – um Trauungen vorzunehmen. Wie am vergangenen Mittwoch. Da fand in der Justizvollzugsanstalt Garsten (OÖ) eine Hochzeit statt. Eine 35-jährige Wienerin heiratete da einen zu lebenslanger Haft Verurteilten. Die „Krone“war dabei.
Kaffee, Wasser, Torte. Ein Tisch im Besucherzimmer ist festlich gedeckt. Aufgeregt rückt eine Frau im Spitzenkleid Gläser zurecht. Und nun betritt ein Mann, flankiert von Wachebeamten, den Raum.
Die Frau: Nicole G., 35, eine Kellnerin. Der Mann: Jürgen K., 30, ein „Lebenslanger“. Erst im Sommer 2015 haben die beiden einander kennen gelernt. Nicole, die „eigentlich nie mehr eine Beziehung eingehen wollte“, begleitete damals „einfach so“eine Arbeitskollegin zu einer Visite bei Jürgen K.: „Ich wusste, dass er 2008 einen Mann zu Tode getreten hat.“Trotz- dem, „sofort verliebte ich mich in ihn.“Es folgten weitere Besuche; im Mai 2016 der Entschluss, zu heiraten.
Die Zeremonie dauert fünf Minuten, im Anschluss eine kleine Feier. Am nächsten Tag darf das Paar sechs Stunden in eine Kuschelzelle. „Ich bin so glücklich“, sagt Nicole danach.
Gedanken daran, dass ihr Gatte einen Mord begangen hat, schiebt sie von sich: „Zum Zeitpunkt seiner Tat war er ein anderer Mensch. Und sturzbetrunken – und damit unzurechnungsfähig.“Mit genau diesen Argumen-
ten hat Anwältin Astrid Wagner – sie war bei der Hochzeit auch Trauzeugin – kürzlich eine Wiederaufnahme des Vefahrens gegen Jürgen K. beantragt.
„Natürlich“, so Nicole, „hoffe ich, dass mein Mann bald freikommt.“Und wenn nicht? „Dann werde ich auf ihn warten. Wenn es sein muss, jahrzehntelang…“
Ich hoffe, dass mein Klient bald mit seiner Frau ein neues Leben beginnen kann. Astrid Wagner, Anwältin und Trauzeugin von Jürgen K.