„Wien setzt sein Welterbe aufs Spiel“
Klotz neben Karlskirche als „Vandalismusakt“, kritisiert Denkmalschutz-Ikone im „Krone“-Gespräch
Zwei(einhalb) Geschoße mehr will die Zürich-Versicherung ihrem Bürogebäude neben der Karlskirche aufsetzen. Beifall kommt von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). Wiener und Touristen sind, wie berichtet, entsetzt. Solch eine mutwillige Verschandelung könnte Wien auch ihren Welterbe-Status kosten, warnt Denkmalschutz-Ikone Werner Winterstein.
Der Architekt und langjährige Welterbe-Beauftragte der Innenstadt hat den Erbauer des Winterthur-Hauses, Georg Lippert (1908–1992), gut gekannt. „Lippert hat das Gebäude nicht aus Jux und Tollerei so niedrig geplant, sondern er hat sich ja etwas dabei gedacht. Die Aufstockung wäre ein Akt des Vandalismus“, kritisiert Winterstein, der das internationale Denkmalpflege-Komitee ICOMOS alarmieren will.
Der streitbare Wiener hat schon mehrfach „gröberen Schaden“vom Karlsplatz erfolgreich abwenden können. Erstmals Ende der 1960erJahre, als die Stadt Wien die historische Otto-WagnerStation planieren wollte. Winterstein seine Architekten-Kollegen organisierten lautstarund ke Proteste. Die Haltestelle blieb unangetastet und ist heute bekanntlich ein beliebtes Fotomotiv.
Vor einigen Jahren dann sollte das Künstlerhaus in die Höhe wachsen – mit schicken Lofts für betuchte Manager. Auch dieses Projekt wurde nie verwirklicht.
Die Aufstockung wäre ein Akt des Vandalismus. Das könnte uns auch den Welterbe-Status kosten. Architekt Werner Winterstein
Gegen die aktuelle Bausünde hat auch die RathausOpposition massiven Widerstand angekündigt. FPÖ und ÖVP wollen den „Skandalklotz mit allen Mitteln“verhindern. „Krone“-Leser sprechen von einer „Katastrophe“für das Stadtbild. Die Karlskirche brauche „Raum zum Atmen“und keinen schmucklosen Block vor der Nase. Die Versicherung verweist auf die enge Einbindung der Stadt Wien. Immerhin sind Bedienstete des Magistrats in der Wettbewerbsjury gesessen.