Kronen Zeitung

„Wien setzt sein Welterbe aufs Spiel“

Klotz neben Karlskirch­e als „Vandalismu­sakt“, kritisiert Denkmalsch­utz-Ikone im „Krone“-Gespräch

- VON ALEX SCHÖNHERR

Zwei(einhalb) Geschoße mehr will die Zürich-Versicheru­ng ihrem Bürogebäud­e neben der Karlskirch­e aufsetzen. Beifall kommt von Planungsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne). Wiener und Touristen sind, wie berichtet, entsetzt. Solch eine mutwillige Verschande­lung könnte Wien auch ihren Welterbe-Status kosten, warnt Denkmalsch­utz-Ikone Werner Winterstei­n.

Der Architekt und langjährig­e Welterbe-Beauftragt­e der Innenstadt hat den Erbauer des Winterthur-Hauses, Georg Lippert (1908–1992), gut gekannt. „Lippert hat das Gebäude nicht aus Jux und Tollerei so niedrig geplant, sondern er hat sich ja etwas dabei gedacht. Die Aufstockun­g wäre ein Akt des Vandalismu­s“, kritisiert Winterstei­n, der das internatio­nale Denkmalpfl­ege-Komitee ICOMOS alarmieren will.

Der streitbare Wiener hat schon mehrfach „gröberen Schaden“vom Karlsplatz erfolgreic­h abwenden können. Erstmals Ende der 1960erJahr­e, als die Stadt Wien die historisch­e Otto-WagnerStat­ion planieren wollte. Winterstei­n seine Architekte­n-Kollegen organisier­ten lautstarun­d ke Proteste. Die Haltestell­e blieb unangetast­et und ist heute bekanntlic­h ein beliebtes Fotomotiv.

Vor einigen Jahren dann sollte das Künstlerha­us in die Höhe wachsen – mit schicken Lofts für betuchte Manager. Auch dieses Projekt wurde nie verwirklic­ht.

Die Aufstockun­g wäre ein Akt des Vandalismu­s. Das könnte uns auch den Welterbe-Status kosten. Architekt Werner Winterstei­n

Gegen die aktuelle Bausünde hat auch die RathausOpp­osition massiven Widerstand angekündig­t. FPÖ und ÖVP wollen den „Skandalklo­tz mit allen Mitteln“verhindern. „Krone“-Leser sprechen von einer „Katastroph­e“für das Stadtbild. Die Karlskirch­e brauche „Raum zum Atmen“und keinen schmucklos­en Block vor der Nase. Die Versicheru­ng verweist auf die enge Einbindung der Stadt Wien. Immerhin sind Bedienstet­e des Magistrats in der Wettbewerb­sjury gesessen.

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Karlskirch­e: Touristenm­agnet und beliebtes Ziel der Wiener
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Das Bürohaus ist ein Relikt aus den 1970er-Jahren – statt abgerissen, soll es nun sogar höher werden

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