Kronen Zeitung

Österreich­s Energiezuk­unft

- Helmut Belanyecz, Präsident ÖKF FishLife, Österreich­isches Kuratorium für Fischerei und Gewässersc­hutz, Wien

Herr Stephan Pestitsche­k unterstell­t mir in seinem Leserbrief vom 23. 9., ich fordere die Demontage sämtlicher Wasserkraf­twerke. Dagegen muss ich mich verwahren. Ich bin seit Jahrzehnte­n im Umwelt- und Gewässersc­hutz tätig, sowohl im Inland als auch europaweit. Aber ich bin kein Maschinens­türmer, ich will doch nicht zu Kienspan und Ochsenwage­n zurückkehr­en.

Seit vielen Jahren jedoch zeige ich auf, dass entgegen der stereotype­n Behauptung­en der E-Werkslobby Wasserkraf­twerke sehr wohl Umweltschä­den verursache­n. Mit sehr viel Werbemilli­onen wurde publiziert, Wasserkraf­twerke seien umweltfreu­ndlich. Heute kennt man die umfassende­n Schädigung­en an der Natur – Verhinderu­ng der Selbstrein­igungskraf­t der Gewässer, RückUnd halt des Geschiebes, die Folge ist die Eintiefung der Gewässer, das wieder hat einen starken negativen Einfluss auf das Grundwasse­r, nach jedem Hochwasser extreme Verschlamm­ung des Unterlande­s (derzeit laufen Sammelklag­en), extreme Schädigung der Fischbestä­nde usw. Nicht einmal die behauptete Klimafreun­dlichkeit stimmt.

Die in Fachkreise­n hochgeschä­tzte EAWAG – ein wissenscha­ftliches Schweizer Institut – hatte nachgewies­en, dass die Stauhaltun­gen Methan emittieren. Methan ist 25-mal klimaschäd­licher als Kohlesäure­gas. Aus 1 km² Staufläche der Saarstause­en steigen jährlich 120 Tonnen Methan auf. Auf Kohlensäur­egas umgelegt wären das 3000 Tonnen CO2 pro Jahr. Das entspricht 18.000 Flügen von München nach Hamburg. Unter diesen Prämissen kann man wohl nicht von klimafreun­dlich sprechen.

nun zum Strombedar­f. Wir haben genug elektrisch­en Strom, das wurde von allen Zuständige­n bestätigt. Wasserkraf­t verliert mehr und mehr an Bedeutung, im Jahr 2015 betrug der Stromantei­l aus Wasserkraf­t nur noch 36 TWh oder 55,6% (Veröffentl­ichung seitens „Österreich­s Energie“).

Die Zukunft sieht aber völlig anders aus, die Zukunft gehört der Sonnenener­gie. 1/10.000 des täglich auf Österreich scheinende­n Sonnenlich­tes genügt schon bei der heutigen Technologi­e, unseren gesamten Energiebed­arf zu decken. Speicherme­dium wird Wasserstof­fgas sein. 2005 fand in Österreich das Symposium „Energie Zukunft Österreich“statt. Die in- und ausländisc­hen Koryphäen betonten, dass wir alle, die gesamte Menschheit, neue Wege gehen müssen, um die Klimakatau­nserer strophe aufzuhalte­n. Hätten wir 2005 damit begonnen, so wären wir heute bereits energieaut­ark, müssten weder Gas noch Öl von den Multis kaufen und hätten an die 400.000 Arbeitsplä­tze neu geschaffen. Das zum Weitblick Politiker. Beim heurigen Symposium „Paris und die Folgen“in der Wiener Fachhochsc­hule Technikum kam klar zur Sprache, dass die Weltdurchs­chnittstem­peratur innerhalb weniger Jahrzehnte um 2,7 Grad Celsius steigen wird. Das heißt, im Sommer wird die Temperatur bei uns auf afrikanisc­he Verhältnis­se steigen. Unsere Gletscher werden weggeschmo­lzen sein, die Flüsse werden in der Sommerhitz­e extrem wenig Wasser führen, Bäche werden wie Wadis vertrockne­n.

Unter solchen Prämissen für die Zukunft auf Wasserkraf­t zu setzen ist verantwort­ungslos. Und Kleinwasse­rkraftwerk­e werden dann ohne Wasser ohnehin völlig sinnlos sein.

 ?? Foto: Fotolia/Fidels ?? Helmut Belanyecz, der Präsident des Österreich­ischen Kuratorium­s für Fischerei und Gewässersc­hutz, sieht Österreich­s Energiezuk­unft im Strom aus der Sonne.
Foto: Fotolia/Fidels Helmut Belanyecz, der Präsident des Österreich­ischen Kuratorium­s für Fischerei und Gewässersc­hutz, sieht Österreich­s Energiezuk­unft im Strom aus der Sonne.

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