Neue Sammler finden!
Fünf Tage Erfolg! Bei der viennacontemporary in der St. Marx Halle und in der 4. „Parallel Vienna“in den Amtsstuben der Alten Post: Unkenrufen zum Trotz hat Wien gleich zwei Kunstmessen verkraftet, die noch dazu alle Stückeln spielen – und den heimischen wie den internationalen Kunstmarkt eindrucksvoll präsentieren.
Mehr als 400 Künstler traten bei „Parallel“in 60 Galerien an: etwa die Gruppe Gelitin mit ihrem Human Elevator, einem Lift, der durch mehrere Stockwerke geht und zum Mittelpunkt einer Performance wurde, oder die Nitsch Foundation. Und dazu gab’s Präsentationen in 42 Räumen und KuratorenKonzepte.
Weniger verwirrend und labyrinthisch als die – im Ganzen wie eine riesige Installation oder ein Stationentheater wirkende – Parallele geriet die viennacontemporary. 112 Galerien und Institutionen versuchten – unter der Patronanz des russischen Magnaten Dmitry Aksenov –, mit kritischen Blicken in den Osten eine Bilanz zu ziehen. Darunter auch jene neuen Galerien, die – aus Deutschland hierher kommend – sich bei der hervorragend organisierten viennacontemporary neue Impulse und Kontakte erwarten: wie die Galerien Crone und Croy Nielsen aus Berlin und Beck & Eggeling aus Düsseldorf (unter der Führung Katharina Hussleins). Endgültige Zahlen liegen noch nicht vor, aber etwa 35.000 werden erwartet. Stichprobe am Samstag: engagierte Galerien im Einsatz und ein motiviert wirkendes Publikum, das den Blick zurück und nach vorn erleben will.
Natürlich findet man viele Prominente der österreichischen, deutschen, russischen Szene, der Oststaaten wie auch aus Peking oder Seoul. Aber auch eine Unzahl von Newcomern und sogar vorerst noch als „No Names“Auftretenden. Man sieht, wie einerseits eine Globalisierung der Kunst durch Computer usw. voranschreitet, andrerseits heute alles möglich ist, vom minimalistischen Strich auf dem Blatt bis zu Kandinsky, von Paraphrasen auf Fotokunst (etwa nach Bernd & Hilla Becher) bis zu surrealen Collagen oder barock überquellenden realistischen Darstellungen. Ein Beispiel: Muntean & Rosenblum, deren Bilder an die Romantik des 19. Jahrhunderts anschließen.
In der Minderheit waren bei der viennacontemporary aber Werke zu Spitzenpreisen: „Wir müssen neue Sammler gewinnen“, erklärt Dr. Ursula Krinziger, die Grande Dame der Wiener Galerieszene: „Also bewegen sich die Preise bis zu maximal 50.000 Euro. Aber für alle, die auf den Geschmack kommen, gibt’s auch Arbeiten um 500 Euro!“