Thron statt Balkon
Mit Freiluft-Training bis kurz vor dem Abflug bereitet sich Darts-Profi Suljovic auf WM-Einsatz in London vor
Der eine nimmt sich vor die Wohnung eine Dose Bier mit, der andere Zigaretten – und wieder andere eben drei Pfeile! Mit denen Mensur Suljovic daheim im zweiten Stock noch bis drei Stunden vor dem Flug nach London auf dem Balkon trainierte. „Ich hab dort alles profimäßig aufgebaut, das ist lautlos, stört niemanden“, grinst der 44-Jährige.
Der beim Auftakt gegen Ron Meulenkamp nach holprigem Beginn im Alexandra Palace 3:0 gewonnen hatte, aber nicht zufrieden war: „Ich habe mir selbst zu viel Druck gemacht, nach diesem sensationellen Jahr wäre das Aus gleich zu Beginn peinlich gewesen.“Heute wartet um 14 Uhr in Runde zwei der Waliser Mark Webster – „gegen den ich mich bisher noch nie durchsetzen konnte“, so der Wiener, der aber als Nummer acht der Welt und damit (auch bei den Wettbüros) als Favorit in das Duell geht.
Bei dem auch Suljovics Frau Enisa neben den über 3000 Darts-Verrückten die Daumen drücken wollte, wegen einer Grippe aber passen muss. „Ein Grund mehr, im Turnier zu bleiben. Dann kann sie nachkommen“, so Mensur, dessen größter Wunsch es ist, auch noch zu Silvester beruflich in London zu sein. „Weil das mit diesen Menschenmassen sicher sehr beeindruckend ist“– und gleichzeitig das Erreichen des Halbfinales bedeuten würde. Der Weg auf den Darts-Thron ist ein langer, aber für Suljovic nicht völlig unmöglich: „Ich muss die Anfangsnervosität schnell ablegen, einfach mein Spiel durchziehen, die Bedeutung ausblenden.“Als ob es nur ein Training auf dem Balkon wäre . . .