„Ich werde manches vermissen“
Die Frau von Alt-Bundespräsident Fischer über ihre Zeit als „Frau Bundespräsident“sowie über Weihnachten und Silvester mit Familie
Margit Fischer, wie spricht man Sie derzeit eigentlich korrekt an?
(lacht) Margit Fischer! Die bin ich! Aber wenn nach österreichischer Gepflogenheit dem Namen unbedingt ein Titel zugeordnet werden muss, dann wär’s „Frau Meisterin“, weil ich die Meisterprüfung für die Weberei gemacht hab.
Sie haben aber trotz dieser Ausbildung und trotz KunstgeschichteStudium nach der Geburt Ihrer beiden Kinder nicht mehr gearbeitet. Würden Sie das heute Müttern raten?
Empfehlen will ich überhaupt nichts, weil jede Situation anders ist. Kinder zu haben und zu arbeiten ist sicher nicht leicht. Andererseits: Nicht zu arbeiten ist riskant. Bei uns war die Konstellation so, dass ich’s nicht bereue. Aber hätten wir uns scheiden lassen, würde die Situation heute ganz anders aussehen. Und bei uns in der Familie ist es so, dass meine Schwiegertochter sehr schnell wieder arbeiten gegan-
gen ist, meine Tochter hingegen die volle Karenzzeit ausgenützt hat.
Frauenthemen sind Ihnen offenbar ein Anliegen. Sie sind Mitbegründerin des „Österreichischen Frauenrates“. Was ist dessen Ziel?
Frauen zusammen zu bringen und in einer offenen Werkstatt fortzubilden; ein Netzwerk, um mehr zu erfahren aus Bereichen, die neu sind.
Zurück zur Familie: Wie haben Sie Weihnachten verbracht?
Da waren wir bei meiner Tochter, wobei meine siebenjährige Enkelin schon Cello spielt und die Kleinere auch schon tapfer mitgesungen hat!
Und wie werden Sie Silvester feiern?
Mit der Familie unseres Sohnes, der auch eine Tochter hat: Mein
drittes Enkerl, jetzt fünfeinhalb.
In der Amtszeit Ihres Mannes ist es Ihnen gelungen, Ihre Kinder aus der Öffentlichkeit rauszuhalten. War es manchmal schwierig?
Ja, es war trotzdem oft nicht leicht, weil am Arbeitsplatz wissen’s die Kollegen, und damit wird man nicht immer nur nach den eigenen Fähigkeiten eingeschätzt.
Diese Zeit ist ja nun vorbei, wobei Sie sich heuer bereits auf die neue Lebensphase einstellen konnten. Wie bilanzieren Sie 2016?
Das erste Halbjahr war vollgepackt mit Reisen und Eindrücken. Das war großartig, aber ich werde es nicht vermissen. Es ist vieles dadurch zu kurz gekommen: vor allem Lesen und Zeit mit den Enkeln. Das hab ich dann im zweiten Halbjahr korrigiert. Aber
ich finde es gut, dass es keine weiteren sechs Jahre gibt.
Was haben Sie bei Ihren vielen Verpflichtungen als First Lady als am schwierigsten empfunden?
Dinge, die für mich nie so wichtig waren: was ich anhabe, wie ich mich gebe... all das war so oft Thema! Hatten Sie einen Mode-Berater?
Das habe ich abgelehnt. „Ich bin ich“, hab ich mir gedacht. Schließlich war das auch nie ein Thema als
ich mit dem Heinz gereist bin als er noch Abgeordneter war. Damals hab ich bereits viele ausländische Gesprächspartner kennengelernt, die dann auch in wichtigere
Positionen hineingewachsen sind. Einige davon sind Freunde geworden?
Ja, zum Beispiel Steinmeier oder Ban Ki-moon. Die haben wir zu uns eingeladen, und ich hab gekocht. In der Präsidentschaftskanzlei gab es ein Catering und in Mürzsteg eine Köchin.
Vermissen Sie Mürzsteg, den Sommersitz des Bundespräsidenten?
Oh ja! Das vermisse ich! Dort haben wir uns sehr wohlgefühlt. Da kann man sich zurückziehen, wandern,
man wird bekocht (inklusive Chauffeur), und mit den vielen Besuchen kann man in aller Ruhe reden. Apropos Chauffeur: Haben Sie ihn noch?
Nein. Aber ich genieße jetzt die Freiheit, wieder mehr mit dem Auto zu fahren.
Was haben Sie in der Zeit als First Lady für sich mitgenommen?
Offener für andere Meinungen zu sein, andere Sichtweisen besser zu verstehen und – ich habe gelernt, dass wirklich JEDES Gespräch den Horizont erweitert . . .