Kronen Zeitung

Daddy is home

Donald Trump als Präsident, der mit der Faust auf den Tisch schlägt und Disziplin und Gehorsam erwartet

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Verkatert vom monatelang­en US- Wahlkampf, reibt sich die Welt noch immer die Augen. Wie hat Milliardär und Demagoge Donald Trump es geschafft, das wichtigste politische Amt der Welt an sich zu reißen? Und was steht uns jetzt ins Haus? Die Inszenieru­ng seiner ersten Amtshandlu­ngen gibt Antworten. Legt den Blick frei auf eines seiner größte Kampagneng­eheimnisse. Das Trump- Team nutzt den höchst symbolisch­en Moment, um eine Geschichte in TV- Bilder zu gießen, die man Amerika seit Monaten erzählt: Trump als neuer, strenger Vater der Nation. Daddy is home! Jetzt wird alles gut. Klug ist sie gestellt, die Szene. Bis ins Detail geplant, alle spielen mit. Trump unterzeich­net als Familienob­erhaupt wichtige Dokumente. Die backfrisch­e First Lady steht im Hintergrun­d. Auf wen die Kameras zielen sollen, ist klar: die fünf Enkelkinde­r, neben Opa Trump und seinem jüngsten Sohn Barron, der hinter seinem Vater mit einem Cousin Kuckuck spielt. Wer glaubt, diese Szene sei für die Politik Amerikas unerheblic­h, irrt. Das Bild von Trump als Famili- envater war zentral für seine Kampagne. Amerikaner lernten zunächst sein Erziehungs­motto kennen: Disziplin und Gehorsam. Und dann? Wurde der Kosename Big Daddy in Umlauf gebracht. Resultat: Viele Amerikaner begannnen, davon zu träumen, wie schön es wäre mit einem „ Big Daddy Trump“.

Trump als Präsident, der mit der Faust auf den Tisch schlägt, klare Regeln vorgibt, Disziplin abverlangt. Trump als Präsident, der Sich als Brotverdie­ner der Nation im wirtschaft­lichen Wettbewerb ohne Skrupel gegen andere Länder durchsetzt – weil Blut dicker ist als Wasser und ein guter Landesvate­r zunächst für die eigenen Kinder sorgt.

Trump als Präsident, der Amerika gegen das Böse schützt, bis auf den letzten Atemzug und mit allen Mitteln. Diese Fantasie vom strengen Vater, Trump bedient sie. Setzen! Setzen! „ Halten Sie den Mund!“, raunzt er Journalist­en bei Pressekonf­erenzen an und brüllt auf Twit- ter Abstrafung­en in Großbuchst­aben heraus: LOOSER!!

Auch programmat­isch ist er streng. Frauen, die eine Abtreibung haben? Bestrafen! Illegale Immigrante­n? Zwei Jahre Haft. Fabriken im Ausland? Ein Strafzoll, der wehtut!

Ein Blick aufs Kabinett vervollstä­ndigt das Bild. Betsy DeVos wird Bildungsmi­nisterin. Ihre Familie unterstütz­te mit Millionen Focus on the Family. Die Institutio­n wirbt für strenge Erziehung, wie den Rohrstock bei Kindern ab zwei Jahren. Sie ist einflussre­ich in Amerika – ist so groß, dass sie eine eigene Postleitza­hl hat. Dass Trump Amerikaner mit dem Bild des allmächtig­en autoritäre­n Familienva­ters abholen kann, liegt auch an Institutio­nen wie ihr.

Überhaupt spielt autoritäre Erziehung in den USA eine größere Rolle. Beispiel: In 19 Bundesstaa­ten sind Schläge im Klassenzim­mer erlaubt.

Trump hat sich geschickt zum strengen Big Daddy stilisiert. Wir können uns auf einen US- Präsidente­n einstellen, der seinen Bürgern und der Welt als strenges Familienob­erhaupt begegnen wird.

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Eine perfekte Inszenieru­ng: Donald Trumps erste Amtshandlu­ng.
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