Kronen Zeitung

Der Kampf um den Thron

- Michael Pommer

Man nehme eine geplante Personalro­chade mit vielen neuen Gesichtern und Persönlich­keiten, wasche sie mit 90 Grad ein paar Stunden lang, und fertig ist der geschrumpf­te SPÖ- Umbau. Die gute Nachricht: Die Wiener müssen sich keine neuen Politiker merken. Es sind die alten, nur in neuen Büros. Ein bisschen erinnert die Mini-Rochade an das Sesselspie­l Reise nach Jerusalem – allerdings in der langweilig­en Version, mit einem Sonja-Wehsely- Gedenkstuh­l zu viel. Der Rest wurde womöglich beim Flaschendr­ehen entschiede­n: Sandra Frauenberg­er macht die Sonja Weh- sely, Jürgen Czernohors­zky die Sandra Frauenberg­er. Musik aus.

Gestritten wird munter weiter. Ein Rathaus- Mitarbeite­r verglich die aktuelle Situation bei der SPÖ Wien mit der Fernsehser­ie „ Game of Thrones“. Da kämpfen verfeindet­e Clans und Familien um den eisernen Thron, alle wollen König oder Königin werden. Vermutlich hinkt der Vergleich nicht einmal, im Rathaus UND in den sieben Königsland­en kommen gelegentli­ch Zwerge und Riesen vor. Nur geht der Kampf um die Macht im Fernsehen selten gut aus: ständig wird gestorben, Blut und Innereien fliegen durch die Luft, ununterbro­chen Streit und endlose Kämpfe.

Dem Wiener wird es zudem ein Rätsel bleiben, wieso die Stadträte ihre Kompetenze­n munter hin und herschiebe­n können wie es ihnen beliebt. Ganz nach dem Motto, „ Heute Neurologe, morgen Astronaut“. Das Positive an diesen „ Supertalen­ten“: Wenn in „ Game of Thrones“Manier einmal jemand ausfällt, springt eben ein Kollege ein. Im Rathaus kann ja jeder alles. Und genau das sieht man auch an der Bilanz.

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