Weites Land der Seele
Staatsoper: „ Tote Stadt“, Klaus F. Vogt
Die ersten beiden Vorstellungen rettete Herbert Lippert, nun sang er selbst den Paul in Erich Wolfgang Korngolds „ Die tote Stadt“: Klaus Florian Vogt wurde mit Jubel und Bravi gefeiert. Ein Paul mit leuchtendem Wagner- Tenor, der die mörderische Partie souverän, mit Gefühl für die etwas bizarre Figur gestaltet.
Vogt lebt sich perfekt in Willy Deckers berühmte Inszenierung ein, die bei den Salzburger Festspielen und als Glanzstück der Ära Holender an der Staatsoper Triumphe feierte.
Diesen Paul, der sich in Trauer um seine geliebte Frau Marie zu verlieren scheint, trifft Vogt bis ins Detail: ein verbohrter Träumer zwischen tiefem Schmerz und Versteinerung. durch Einseine „ Kirche des Gewesenen“Taumelnder, in dessen bizarren Phantasien sich das Bild seiner Frau mit der Begegnung mit der Schauspielerin Marietta vermischt.
Vogt trifft damit die kluge, in den Bildern Wolfgang Gussmanns einprägsame Inszenierung Deckers, in der Freuds Traumtheorien, neu- rotische Rituale, Existenzund Überlebensfragen ebenso zu entdecken sind wie Georges Rodenbachs symbolistische Albträume seines Romans „ Die tote Stadt“. Blicke in das weite Land der Seele, an deren Ende sein „ Glück, das mir verblieb“wie ein berührender Abschied klingt. Vogtlung All in spannenddiese Gesang Facettenundzu machen. Darstel- vermag Camilla Nylund war auch diesmal eine attraktive Marietta & Erscheinung Maries, voll Temperament und Angriffslust, die Paul so provoziert, dass er sie mit dem Haar seiner Frau erdrosselt. Hervorragend Adrian Eröd als Frank, der „ Mein Sehnen, mein Wähnen“mit feiner Einfühlung singt. Rundum eine solide, rollendeckende Besetzung.
Mikko Francks Dirigat machte es auch diesmal den Sängern nicht leicht: Er bevorzugt knallige Farben und lässt die Orchestermassen undifferenziert wogen. Raffinement ist seine Sache nicht!