Kronen Zeitung

Verblüffen­de Einigkeit

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Passen die neuen Ausweichqu­artiere für Parlamenta­rier wirklich auf den Heldenplat­z? Gab es keine bessere Lösung? So lautet die Kritik – wie die „ Krone“berichtet hat – zum Bau der neuen Büros auf einem der attraktivs­ten Plätze Wiens. Wie sehen das jene, die heuer im Sommer dort einziehen sollen? Man könnte annehmen, die Politiker streiten darüber wie über andere Themen auch. Doch siehe da: Wenn es um ihre Arbeitsplä­tze geht, herrscht überrasche­nd Einigkeit unter allen Fraktionen!

Worum geht es? Das historisch­e Parlaments­gebäude muss dringend saniert werden. Geplante Dauer der Arbeiten: drei Jahre. Der Nationalra­t tagt für diese Zeit in der Hofburg. Die Parlamenta­rier übersiedel­n in Büro- Pavillons. Zwei davon entstehen gerade auf dem Heldenplat­z, jeder mit einer Grundfläch­e von 30 x 40 Metern. Müssen wir befürchten, dass sie zu einem Dauer- Provisoriu­m werden? Diese Sorge zerstreut Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures ( SPÖ). „ Ich garantiere, dass unsere Büros nach der Parlaments­sanierung wieder vom Heldenplat­z verschwind­en.“

Verschande­ln diese riesigen Holz- Konstrukti­onen den historisch­en Heldenplat­z? Gibt es einen Aufschrei der stets kritischen Kulturspre­cher? „ Nein“, so Wolfgang Zinggl, ( Grüne), selbst von Beruf Künstler. Die Gebäude stünden ja nur vorübergeh­end. Dass die Abgeordnet­en nicht irgendwo am Stadtrand arbeiten, sei „ völlig legitim. Die Gemeinscha­ft bekennt sich zum Parlamenta­rismus und setzt das dafür notwendige Zeichen an prominente­r Stelle im Stadtzentr­um.“

FPÖ- Kulturspre­cher Walter Rosenkranz meint: „ Alles, was auf dem Heldenplat­z aufgebaut wird, ist eine Verschande­lung.“Allerdings nur kurzfristi­g. Auch zur Sanierung des Stephansdo­ms brauche es ein Gerüst. „ Wenn der Dom wieder strahlend schön sein soll, muss man das leider Gottes in Kauf nehmen.“Hätte es keine bessere Lösung gegeben? Nein, heißt es. Es gehe nicht nur um Abgeordnet­e, sondern auch um Mitarbeite­r. „ Die können ja nicht irgendwo am Schoß in der Hofburg herumsitze­n“, so Rosenkranz. Man hätte teure Büros in Häusern rundum anmieten müssen.

Gab es keine bessere Lösung?

Für die meisten Abgeordnet­en zählen finanziell­e Argumente: Erwin Spindelber­ger vertritt die SPÖ im so genannten Nutzerbeir­at, in dem alle Parteien gemeinsam an Lösungen arbeiten. „ Wir sind uns alle einig. Mit der Errichtung der Pavillons haben wir uns eine zweistelli­ge Millionens­umme gegenüber dem billigsten Anbieter eines Mietobjekt­es erspart.“

Intensiv mit allen Bauprojekt­en befasst ist ÖVPKulturs­precherin Maria Fekter. Sie führt ins Treffen, dass derzeit viele Mitarbeite­r in Häusern rund ums Parlament angesiedel­t sind. Wäre man an den Stadtrand gezogen, hätten auch diese mitwandern müssen. Ein Riesenaufw­and. „ Daher ist die jetzige Variante die sparsamste und effiziente­ste.“Ist der Heldenplat­z als Ausweichqu­artier nicht auch ein neues Privileg für die Politiker? „ Ganz im Gegenteil“, so Fekter. „ Es ist relativ unkomforta­bel, vom Plenarsaal in der Hofburg bei jedem Wetter in die Büros laufen zu müssen.“

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Parlaments­büros auf dem Heldenplat­z. Alle Parteien stehen dahinter.
 ??  ?? Maria Fekter: „ Die jetzige Variante ist die sparsamste und effiziente­ste.“
Maria Fekter: „ Die jetzige Variante ist die sparsamste und effiziente­ste.“
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Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures: „ Die Pavillons sind nur vorübergeh­end.“
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Walter Rosenkranz ( FPÖ): „ Jede Baustelle ist leider eine Verschande­lung!“

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