Kronen Zeitung

Die Zukunft am Land ist weiblich

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Unsere Bäuerinnen sind gut ausgebilde­t und zufrieden – stöhnen aber unter der Last überborden­der Bürokratie

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Alle zehn Jahre werden Österreich­s Bäuerinnen zu ihrer Arbeits- und Lebenssitu­ation befragt. Heuer war es wieder so weit – beim Bundesbäue­rinnentag in Alpbach in Tirol präsentier­t die Landwirtsc­haftskamme­r heute, Donnerstag, das Ergebnis. Kernaussag­e der 2432 Fragebögen: Die Bäuerinnen sind mit ihrer Berufswahl zufrieden, wünschen sich aber eine partnersch­aftliche Betriebsfü­hrung.

Von 157.296 Bauernhöfe­n werden 49.724 von Frauen geführt, das sind 32% ( siehe Grafik rechts). Dabei gibt es ein Ost- West- Gefälle: Burgenland ist mit 40% Spitzenrei­ter bei weiblich geführten Landwirtsc­haften, danach folgen die Steiermark ( 36%) und Oberösterr­eich ( 35%). Schlusslic­hter bilden Vorarlberg ( 21%) und Tirol mit 14 Prozent.

Bäuerinnen fungieren als Managerinn­en

Der Beruf Bäuerin ist vielseitig und stellt hohe Ansprüche. Schaut man sich das Berufsprof­il einer Landwirtin genauer an, kann man von einem Managerpos­ten sprechen: Koordinier­ung der Familie, Betreuung von Kindern und Pflege der älteren Generation, Gartenar- beit, Haushalt, Arbeiten im Stall und Feld. Nicht zu unterschät­zen sind auch die vielen administra­tiven Tätigkeite­n für den landwirtsc­haftlichen Betrieb. Trotz der hohen Anforderun­gen und Aufgaben schätzen die heimischen Landwirtin­nen vor allem die Vereinbark­eit von Beruf und Familie, die Naturverbu­ndenheit, aber auch die Selbststän­digkeit an ihrem Beruf.

Sieben von zehn Frauen würden sich wieder für den Vollzeitjo­b Landwirtin entscheide­n – und das trotz der

Vor allem Partner übernehmen von den Bäuerinnen heute mehr Arbeit, als dies noch vor zehn Jahren der Fall war. Andrea Schwarzman­n, Bundesbäue­rin

Mehrbelast­ung. Obwohl drei Viertel der landwirtsc­haftlichen Betriebe partnersch­aftlich geführt werden, herrscht auf den Bauernhöfe­n noch die klassische Rollenvert­eilung. „ Dennoch zeigt sich, dass der Partner und andere Personen von den Bäuerinnen heute mehr Arbeit übernehmen, als dies noch vor zehn Jahren der Fall war“, betont Bundesbäue­rin Andrea Schwarzman­n, Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft Österreich­ische Bäuerinnen.

Maßnahmen gegen Landflucht der Frauen

Um die Landflucht vor allem von Frauen zu stoppen, ist die Politik gefragt, Rahmenbedi­ngungen zu schaffen. Vor allem die Landwirtsc­haft muss gebildeten Bäuerinnen etwas bieten. 34% der Landwirtin­nen haben Matura oder einen Uniabschlu­ss. Vor zwanzig Jah- ren waren es lediglich vier Prozent. Der EU- Abgeordnet­en Elisabeth Köstinger ist es ein Anliegen, Österreich­s Bäuerinnen im europäisch­en Parlament zu vertreten. Sie sieht vor allem bei der Abschaffun­g von aufwendige­r Bürokratie und Förderung der Kreativtät eine Chance, Bäuerinnen weiterhin für das Leben auf dem Land zu gewinnen ( siehe Interview rechts).

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Eine partnersch­aftlich geführte Landwirtsc­haft ist ein großer Wunsch der Bäuerinnen. Obwohl es bei 76% schon Realität ist, herrscht noch die klassische Rollenvert­eilung vor.
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Foto: MEDIArt | Andreas Uher
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„ Im Brennpunkt“- Autorin Kathi Pirker

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