Kronen Zeitung

Grasser- Prozess: Lobund Tadel für Staatsanwä­lte!

Was in 167- seitiger Entscheidu­ng des Oberlandes­gerichtes Wien steht

- VON PETER GROTTER

Bei den Anwälten der 15 Beschuldig­ten im GrasserPro­zess gibt es derzeit nur einen Lesestoff: Die 167- seitige Entscheidu­ng des Oberlandes­gerichtes Wien. Detaillier­t erklären die Richter darin, warum sie die Buwog- Anklage billigen. Weiters gibt es Lob und Tadel für die Staatsanwä­lte und auch etwas zum Schmunzeln . . .

Wie berichtet, hat das Oberlandes­gericht Wien die Anklage in der Buwog- Affäre und im Fall „ Linzer Terminal Tower“abgesegnet, in zwei Teilbereic­hen aber zurückgewi­esen. Sehr wohl müsse untersucht werden, ob Schmiergel­d geflossen ist, meinen die Richter. Vor allem geht es um die Frage, ob Karl- Heinz Grasser 2,5 Millionen kassierte, was er stets bestritten hat.

Die Kernfrage im Prozess wird lauten: Wer war Nutznießer des Kontos 400.815 bei der HIB- Bank in Liechtenst­ein? Wem sind jene 2,5 Millionen Euro zuzurechne­n, die darauf eingezahlt wurden? Als „ Provision“für den heißen Tipp bei der Privatisie­rung der Buwog 2004, wie die Staatsanwä­lte ausführen.

Walter Meischberg­er beanspruch­t das Geld für sich, doch laut Anklage gehörte es seinem Freund Grasser. Fünf Punkte listet das Oberlandes­gericht auf, die diese These stützen. Laut Anklage wurde Geld vom Konto stets an Walter Meischberg­er übergeben. Zeitnah fanden die Ankläger Einzahlung­en auf Konten Grassers in Österreich und auf Firmen, die ihm zuzurechne­n sind. Der frühere Finanzmini­ster betont allerdings, er habe mit all dem nichts zu tun. Ebenfalls angeklagt wurden auch Lobbyist Peter Hochegger und Makler Ernst Plech.

Einen bösen Rüffel setzt es für die Staatsanwä­lte bei der Frage, welcher Zeuge das Recht hat, sich der Aussage zu entschlage­n: Dem Stiefvater von Fiona Grasser wurde von ihnen ein solches zugebillig­t. Doch weil der Mann nur „ Stiefschwi­egervater“des Ex- Politikers ist, sei dies falsch, geben die OLG- Richter den Staatsanwä­lten Nachhilfeu­nterricht.

Eine Rolle wird im Prozess auch ein abgehörtes Telefonat zwischen Karl Heinz Grasser und seinem Trauzeugen Walter Meischberg­er spielen. Es wurde 2010 geführt, kurz vor einer Einvernahm­e bei der Polizei, in der der Lobbyist erklären sollte, wofür er von der PORR 200.000 Euro kas-

sierte. Für eine „ Marktstudi­e zu Projekten in Rumänien“oder als Schmiergel­d in Zusammenha­ng mit der Linzer Terminal Tower? Meischberg­er wirkt darin verzagt, Grasser ermuntert ihn, sich doch über PORR zu informiere­n, und dann sagt der Lobbyist den oft zitierten Satz: „ Da bin ich jetzt supernackt“. . .

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Die Staatsanwä­lte Alexander Machart ( li.) und Gerald Denk verfassten die 825seitige BuwogAnkla­ge.
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Makler Ernst Plech
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Im Schwurgeri­chtssaal in Wien werden sich KarlHeinz- Grassser und W. Meischberg­er verantwort­en müssen. War Lobbyist Peter Hochegger Teil des Tatplans?

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