Kronen Zeitung

Das Fass hat ( zu) viele Löcher . . .

- georg.wailand@kronenzeit­ung.at

Mit einem Vergleich hat die bisherige Chefin des Hauptverba­ndes der Sozialvers­icherungst­räger, die Unternehme­rin Ulrike Rabmer- Koller, den Grund für ihren Rücktritt genannt: Das System gleiche einem Fass, das viele Löcher habe, wo das Geld rausrinnt – aber wenn sich niemand daran stößt, seien auch keine Reformen möglich. J etzt

kann man unterschie­dlicher Meinung darüber sein, ob dieser Rücktritt ein Zeichen der Stärke ist oder ein Eingeständ­nis des Scheiterns. Rabmer- Kollers Vorvorgäng­er im Hauptverba­nd, Hans Jörg Schelling, hatte zum Beispiel sehr wohl das Sitzfleisc­h und die Zielstrebi­gkeit, in kleineren Schritten Veränderun­gen durchzubox­en. Aber ein Besuch im Vergnügung­spark waren diese Verhandlun­gen nicht, ganz im Gegenteil. Manchmal wähnte er sich in der Grottenbah­n der Systembewa­hrer. Bei seinem Amtsantrit­t hatte er mir das Organigram­m der Organisati­on gezeigt: Es brauchte riesig viel Platz und war ein unübersich­tliches Gewirr von vermeintli­chen Kompetenze­n und Zuständigk­eiten. Jede Firma würde mit so einer organisier­ten Verantwort­ungslosigk­eit kläglich scheitern. Daher darf es nicht Wunder nehmen, wenn im Sozialvers­icherungss­ystem nur in Trippelsch­ritten Reförmchen gemacht werden. E ines

ist jedenfalls offensicht­lich: Das System der Selbstverw­altung war ursprüngli­ch innovativ, es verführt aber sichtlich dazu, ein System der Selbstbedi­enung und Selbstherr­lichkeit politisch abhängiger Funktionär­e und Manager entstehen zu lassen. Mitreden und blockieren will jeder, aber wer übernimmt die Verantwort­ung? Genau deswegen hat das Fass so viele, ja, viel zu viele Löcher . . .

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