Was passierte 1945 in Bleiburg?
Schauspielhaus: Uraufführung von Ivna Žic’ Doku „ Blei“
Wie betreibt man im Theater Vergangenheitsbewältigung? Durch Neudeutung großer Klassiker? Durch szenische Abbildung des Geschehenen? Oder ganz anders – durch eine Dokumentation? Im Schauspielhaus nähert sich die Autorin Ivna Žic den Ereignissen in Bleiburg 1945 – und entwirft den Doku- Abend „ Blei“.
Bleiburg: Das ist nicht nur ein kleiner Ort in Kärnten, sondern auch ein historisch belasteter. Am Ende des Zweiten Weltkriegs kamen Abertausende Kämpfer und Anhänger der faschistischen Diktatur auf der Flucht vor Tito über die Grenze und versuchten, in britische Gefangenschaft zu gelangen. Man wies sie zurück, und sie traten einen Todesmarsch in die Heimat an, den viele nicht überlebten.
Lenge wurde über dieses Thema geschwiegen. Autorin Ivna Žic versucht dem nicht Erzählten auf die Spur zu kommen: Was ist damals passiert? Können Zahlen etwas über die wahre Geschichte aussagen? Wieso sprach ihr Großvater nicht von dieser Zeit?
Was man im Schauspielhaus bei dieser Uraufführung erlebt, ist weniger eine „ Erspielung“des Themas mit Theatermitteln als eine Film- Doku, die live synchronisiert wird. Stellung bezieht man nicht: Man zeigt nur auf. Auf einer großen Videowand sieht man das Schauspieler- und Regieteam bei der Recherche, bei Interviews, auf Reisen, nur punktuell kommt es zu einer Übersetzung auf die Theaterbühne.
Das funktioniert eine Zeit lang gut, da es den Darstellern gelingt, die bewusste Subjektivität der Erinnerung zu zeigen. Dass manches aber zu wenig ernsthaft präsentiert wird, nimmt der Sache Energie. Solide die Darsteller Vera von Gunten, Sebastian Schindegger, Jacob Suske, Stephan Weber. Handwerklich gekonnt: Tomas Schweigens Inszenierung.