Schneetreiben
Nächste Woche öffnen die Bäder, doch zu gut ist Sabine K. der Schneesturm von letzter Woche noch in Erinnerung. „ Am späten Nachmittag steige ich in den Bus der Linie 253 von Wien- Liesing nach Wolfsgraben. Durch die Schneemassen bricht der Verkehr zusammen, hängen gebliebene Autos blockieren, nichts geht mehr.“
Der Buschauffeur bleibt gelassen, scherzt, wie gut jetzt ein Tee mit Rum ohne Tee wäre, verteilt Zuckerln an die Fahrgäste, versucht Informationen von anderen Lenkern einzuholen. Seine Ruhe wärmt. „ Jammern nützt nichts, wie oft regen wir uns über Kleinigkeiten auf, es geht uns doch so gut, auch wenn die Fahrt heute viel länger dauert als geplant!“Verzweifelte Menschen lassen ihre Autos einfach stehen und versuchen zu Fuß nach Hause zu stapfen. Bäume und Sträucher brechen unter der Last des Schnees, mitten im April. „ Die Natur ist stärker als der Mensch, und das ist gut so!“Stunden später sammelt er halb erfrorene Fußgänger ein, es ist geschafft. Jetzt nur noch nach Hause, ein kurzer hastiger Gruß zum Abschied.
„ Gestern bin ich wieder mit diesem Bus gefahren“, schreibt Fr. K., am Steuer dieser Chauffeur, „ wir begrüßen uns, als würden wir uns schon ewig kennen, wie sehr doch die Not verbindet. Er fragt lachend: „ Und an dem Abend noch Tee mit Rum ohne Tee getrunken? Wir lachen beide, und dieses Mal hab ich mich bedankt dafür, dass er sich so rührend um die Fahrgäste gekümmert und vor allem die Nerven bewahrt hat.“