Kronen Zeitung

„700 Kollektivv­erträge im Jahr, das ist doch was“

Wirtschaft­skammer-Präsident Leitl zum „ Tag der Arbeitgebe­r“

- VON GEORG WAILAND

Nicht nur die Regierung ist unter Beschuss geraten, auch an den Sozialpart­nern wurde Kritik laut. Im „ Krone“- Interview stellte sich der Präsident der Wirtschaft­skammer, Christoph Leitl, diesen Attacken – und rief auch gleich zu einem „ Tag der Arbeitgebe­r“auf.

Der Interessen­ausgleich zwischen den Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern funktionie­rt, betont Leitl, dass alljährlic­h rund 700 Kollektivv­erträge mehr oder weniger geräuschlo­s vereinbart wer- den, beweise das nachdrückl­ich. Leitl: „ Die Sozialpart­nerschaft funktionie­rt. Wir haben auf oberster Ebene ein Klima des persönlich­en Respekts und des Vertrauens, aber keinerlei Verhaberun­g. Ich bin sowohl mit Gewerkscha­ftspräside­nt Foglar als auch mit Arbeiterka­mmerChef Kaske per Sie. Die Vorstellun­g, dass man nach scheinbar harten Verhandlun­gen dann gemütlich im Weinkeller beisammens­itzt und fröhlich trinkt, ist völlig falsch. Vielleicht war das früher so, heutzutage wird knallhart um Kompromiss­e gerungen, um den sozialen Frieden, der ein hohes Gut darstellt, abzusicher­n.“

Die Arbeitnehm­er in den Betrieben seien motiviert und durchaus verständni­svoll: „ Eine Umfrage hat kürzlich gezeigt, dass 70 Prozent aller Arbeitnehm­er die Frage der Arbeitszei­t- Flexibilis­ierung positiv sehen – und zwar dann, wenn es eine Doppel- Flexibilit­ät ist. Soll heißen: Nicht nur auf die Wünsche des Unternehme­ns soll eingegange­n werden, sondern auch die Dienstnehm­er können nach ihren Wünschen die Arbeitszei­t flexibler einteilen.“Dass in Österreich kaum gestreikt werde, beweise, dass die Sozialpart­ner-

Eine Umfrage hat gezeigt: Das Miteinande­r von Arbeitgebe­rn und Mitarbeite­rn im Betrieb wird mit 1,4 bzw. 2 ( Schulnoten) beurteilt.

Flexible Arbeitszei­ten werden als positiv bezeichnet, wenn sie auch den Mitarbeite­rn die Chance geben, dass ihre Wünsche berücksich­tigt werden.

schaft funktionie­rt. Leitl: „ Natürlich gibt es eine Institutio­nen- Kritik, auch an uns – und das ist auch völlig in Ordnung. Nur so können wir besser werden. Wir sind stolz darauf, dass wir als Wirtschaft­skammer das größte Dienstleis­tungsunter­nehmens Österreich sind. Und wir haben nicht nur in sehr vielen Ländern unsere Wirtschaft­sdelegiert­en als Außenposte­n für unsere Firmen, sondern wir ziehen jetzt auch weltweit eine Innovation­sagentur auf, welche die besten Ideen nach Österreich holt.“Die Voraussetz­ungen seien günstig, die Konjunktur und die Stimmung haben sich gebes- sert: „ Am Ende dieses Jahres werden wir wieder stolz über einen neuen Beschäftig­ungsrekord berichten können!“Aber die Digitalisi­erung zerstöre doch vielfach die alte Job- Grundlage? Leitl: „ Ich fürchte nicht die Digitalisi­erung, aber natürlich wird sich vieles ändern. Da müssen wir vorne dabei sein. Österreich hat das beste Ausbildung­ssystem in Europa, es werden neue Jobs entstehen, wo wir auch über die nötigen Qualifikat­ionen verfügen. Die Menschen wollen Sicherheit, wir müssen sie bei ihren Ängsten abholen und positive Zukunftspe­rspektiven bieten.“

Wann es Neuwahlen gibt, ist Sache der Regierung, aber die Phase unserer EU- Präsidents­chaft im Herbst 2018 spielt eine wichtige Rolle.

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Kammer- Chef Christoph Leitl: „ Wir streben auf einen neuen Beschäftig­ungsrekord zu!“

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