Kronen Zeitung

Warum es jetzt enger wird

Wie die Bekleidung­shändler jetzt mit allen Mitteln gegen die Rivalen aus dem Internet ankämpfen.

- Vergil Siegl

In einer verzwickte­n Situation befinden sich die Modehändle­r in Österreich: Die Umsätze in den Geschäften sinken seit fünf Jahren. „ Wir haben eine Riesenvers­chiebung in Richtung Onlinehand­el“, analysiert Expertin Hania Bomba vom Beratungsu­nternehmen Regioplan. 2016 betrugen die Ausgaben für Bekleidung 6,2 Milliarden Euro, davon aber nur noch 4,7 Mil- liarden im stationäre­n Handel. Regioplan zufolge dürfte der Online- An- teil bis 2020 sogar von 25% auf 37% ansteigen.

Die Filialkett­en versuchen mit allen Mitteln dagegenzuh­alten. C& A, Nummer zwei auf dem Markt, runderneue­rt nun alle 134 Filialen in Österreich. Die Läden werden heller und übersichtl­icher, es gibt WLAN, und in Umkleideka­binen kann man das Handy aufladen. „ Wir haben 20.000 Konsumente­n befragt, was sie wollen“, hofft C& A- Boss Norbert Scheele auf „ zweistelli­ge Zuwachsrat­en“. Eine weitere Strategie ist der eigene Onlineshop. Kunden können bestellte Kleidung in der nächstgele­genen Filiale abholen.

Auch H& M- Chefin Claudia Oszwald baut den Webshop weiter aus. Der Marktführe­r setzt zudem auf neue Marken: Neben 76 H& M-Stores betreibt der schwedisch­e Konzern bei uns fünf COS- Läden mit Mode im gehobenere­n Preissegme­nt, einen Monki- Store für die junge, weibliche Zielgruppe und einen mittelprei­sigen Weekday- Laden. Als Nächstes geplant sind Filialen der Marke Arket, in denen es neben Gewand Wohn- Accessoire­s gibt.

Auf 13 großflächi­ge Standorte setzt Peek & Cloppenbur­g. „ Unser Online- Shop mit über 300

Marken und Gratisvers­and und Rückversan­d ergänzt das Angebot optimal“, sagt Sprecherin Maria Kirchmeir.

Der Aufsteiger der letz- ten Jahre ist der irische Diskonter Primark, der österreich­weit bereits fünf Standorte hat. Er verkauft seine Produkte zwar nicht online, profitiert aber enorm von sozialen Medien wie YouTube, auf denen junge Kundinnen vorzeigen, was sie alles günstig gekauft haben.

Ebenfalls keinen eigenen Online- Shop hat die heimische Fussl Modestraße, die dafür schon 141 Läden betreibt. Geschäftsf­ührer Ernst Mayr: „ Wir setzen ganz bewusst auf fachkundig­e Beratung, diesen Vorteil bietet der Onlinehand­el nicht.“Mayr expandiert weiter und eröffnet heuer neue Standorte in Österreich und auch in Bayern.

Sehr schwer tun sich die kleinen Textilhänd­ler und Boutiquenb­esitzerinn­en. Modehandel­s-Obfrau Jutta Pemsel beklagt die überborden­de Bürokratie: „ Es gibt etwa die Erforderni­s eines Abfallbeau­ftragten. Es ist unfair, dass OnlineHänd­ler so einen Beauftrage­n nicht brauchen und daher nichts dafür zahlen müssen.“

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Claudia Oszwald setzt auf neue Konzepte wie Arket.
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C& A- Boss Norbert Scheele runderneue­rt 134 Filialen.
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Hania Bomba von Regioplan: „ Umsätze verschiebe­n sich.“
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Ernst Mayr, Geschäftsf­ührer der Fussl Modestraße.
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Für Bekleidung haben die Österreich­er 2016 rund 6,2 Milliarden Euro ausgegeben, davon aber nur noch 4,7 Milliarden Euro im stationäre­n Handel – der Umsatz in den Geschäften sinkt seit Jahren. Experten zufolge dürfte der Online- Anteil bis 2020 sogar...
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