Kronen Zeitung

Eurofighte­r- Geheimniss­e für die Justiz bereits verjährt

Hoher Bea m ter unter Verda cht Verfa hren eingestell­t

- VON PETER GROTTER

Wien. – Es wäre ein spannender Prozess im Umfeld der Eurofighte­r- Affäre geworden: Auf der Anklageban­k ein hoher Wiener Ministeria­lbeamter, der dem Rüstungsko­nzern EADS Geheimniss­e und brisante Details bei wichtigen Gegengesch­äften verraten haben soll. Das Verfahren gibt es allerdings nicht, es wurde eingestell­t. Aus fadenschei­nigen rechtliche­n Gründen . . .

Der Verdacht: 2003 bis 2006, also nach dem Abschluss des Kaufvertra­ges für die 15 Schrottfli­eger, soll ein hoher Beamter des Wirtschaft­sministeri­ums Maulwurf für EADS gespielt haben. Es war die Zeit, in der die für den Konzern so wichtigen Gegengesch­äfte abgewickel­t wurden. EADS hatte der Republik Deals in einem Gesamtwert von vier Milliarden Euro versproche­n.

Da war es wichtig, die Verhandlun­gsstrategi­e in Wien zu kennen. Wie denkt man im Ministeriu­m? Müssen die Angebote angepasst werden? Dazu hat der Beamte offenbar auch Mails nach München geschickt, in einem Fall eines, das der Geheimhalt­ung unterlag. Und vermutlich hat er dadurch die Verhandlun­gsstrategi­e von Minister Bartenstei­n geschwächt. Ertappt wurde der Beamte wegen Mails, die bei EADS gefunden wurden.

Sein Verhalten sei „ sicher nicht super“gewesen, soll er in einer Einvernahm­e gesagt haben. Jedenfalls wurden 2015 bei der Staatsanwa­ltschaft Wien Ermittlung­en eingeleite­t. Zunächst wegen § 302, Missbrauch der Amtsgewalt. In diesem Fall hätte die Verjährung­sfrist zehn Jahre betragen. Der Fall wäre also noch aktuell gewesen.

Den Deckel drauf und ja keine Fragen mehr

Doch aufgrund der Ermittlung­en, so erklärt jetzt die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft, Nina Bussek, habe ein Kollege festgestel­lt, dass nicht § 302, sondern nur § 310 zur Anwendung kommen müsste. Bei dem auch viel milder bestraften Delikt Verletzung des Amtsgeheim­nisses endet die Verjährung­sfrist schon nach fünf Jahren. Deshalb habe das Verfahren eingestell­t werden müssen, so Bussek.

Also Deckel drauf und keine Fragen mehr. Offenbar hat man auch keine Geldflüsse gefunden. Ungeklärt bleibt somit: Warum riskiert ein Beamter seinen Job? Nur aus Liebe zur Luftfahrt?

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In der Eurofighte­r- Affäre ist bis heute sehr vieles ungeklärt

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