Entzauberte Märchen
Volksoper: Igor Strawinsky- Ballette
Abschied von den verzauberten Prinzessinnen, von schönen Prinzen, zum Leben erwachenden Puppen, Magiern und dämonischen Zauberern! Die Volksoper zeigt drei historische Ballette Igor Strawinskys: „ Petruschka“, „ Movements“und „ Der Feuervogel“– in neuen Choreografien mit völlig neuer Sicht! Feuervogel: D. Dato
Das Wiener Staatsballett beauftragte drei junge, hochbegabte Choreografen, für die drei Ballette neue Fassungen zurechtzuzimmern: Eno Peci für „ Petruschka“( Michel Fokine, 1911), András Lukács für „ Movements“( Suite italienne, Apollon, Pulcinella“u. a.) und Andrey Kaydanovski für den „ Feuervogel“( Michel Fokine, 1910). Eine Huldigung für Sergej Diaghilews legendäre Ballets Russes, die im Paris nach der Jahrhundertwende ihre größten Triumphe feierten – und eine Huldigung für Michel Fokine, eine Ikone der Choreografie!
Der Mut der drei imponiert. Dass sie aber das Wesen der Werke wirklich treffen, bezweifle ich. Denn mit Ausnahme von Lukács’ „ Movements“, der in den besten Momenten einen Hauch von George Balanchine beschwört, exekutie- ren ihre Versionen ihr Abstreifen des Märchenhaften. Märchenballette werden entzaubert. Bei „ Petruschka“wird aus dem Jahrmarkt mit den lebendig werdenden Puppen ein grausames Schulspiel, in dem ein paar Flegel, angestiftet von einer Vamp- Direktorin, den jungen Lehrer k. o. schlagen und umbringen. Und „ Feuervogel“spielt in einem russischen Kaufhaus: Konsumrausch. Kämpfe um Macht und Liebe! ( Prinz) Ivan gegen den ( Nicht- mehr-) Zauberer Koshey und ( Prinzessin) Vasilissa. Gewollt aufmüpfig, wo man oft delikate Poesie erwartete.
Das Staatsballett präsentiert sich solide – auch wenn viele unterfordert bleiben. Technisch ausgezeichnet und von starker Präsenz sind Davide Dato ( Lehrer, Feuervogel) und Masayu Kimoto ( Ivan), Rebecca Horner ( Direktorin) und Mihail Sosnovshi ( Koschey). Verlässlich am Pult des Volksopernorchesters David Levi.