Hexenjagd
Hexen sind heutzutage hip. Spätestens seit Bibi Blocksberg und Harry Potters schlauer Freundin Hermine Granger wirken die magischen Wesen eher süß als sinister. Und wenn in der heutigen Walpurgisnacht die „ Hexen“in den Mai tanzen, dann wird es sicher ein fröhliches Treiben.
Zu Elisabeth Plainachers Zeiten war das ganz anders. Sie wurde der Hexerei angeklagt und gestand unter Folter, ihre Enkel verzaubert und mit dem Teufel angebandelt zu haben. Plainacher wurde am 27. 9. 1583 verbrannt – die einzige Hexenverbrennung in Wien.
Es müssen dunkle Tage gewesen sein, in denen jeder jeden denunzieren konnte, der ihm unbequem, fremd oder anders erschien. Auch wenn in Wien nur eine Frau hingerichtet wurde, so sollen doch fast 5000 Personen in Österreich vor dem Hexenrichter gelandet sein. Wie viel mehr wären es wohl gewesen, hätten die Menschen damals schon die anklagenden Möglichkeiten von Facebook gekannt? Die moderne Hexenjagd nennt sich „ Shitstorm“– und mag vielleicht nicht tödlich wirken, kann aber in ihrem geballten Hass die Opfer in die tiefsten Niederungen der verbalen Verunglimpfung ziehen.
Emma Watson alias Hermine Granger wappnet sich gegen interaktive Verfolger, die sie wegen ihrer feministischen Ansichten auf Facebook bedrohen und beschimpfen, mit – Missachtung. Sie liest die Kommentare einfach nicht mehr, „ weil Technologien entmenschlichen können“. Ein magisches Rezept gegen die modernen Hexenjäger.