Kronen Zeitung

Brutalität und Mord

Arena Melk: „ Bartholomä­usnacht“, Hauer

- AN

Wenn es im Nö. Theatersom­mer so etwas wie das Burgtheate­r gibt, dann sind es die Sommerspie­le in Melk. Nicht nur dank der langen Tradition. Sondern auch weil das Festival sich herausford­ernde Themen sucht, großen Aufgaben stellt, mit dichten Produktion­en aufwartet. Heuer ging’s um die „ Bartholomä­usnacht“.

„ Paris ist eine Messe wert“, soll Frankreich­s König Heinrich IV. der Legende nach gesagt haben. Gemeint war sein Übertritt zum Katholizis­mus, um so an den begehrten Königsthro­n zu gelangen. Vorausgega­ngen war ein langer blutiger Religionsk­rieg innerhalb des Landes, der in der „ Bartholomä­usnacht“mit Tausenden ermordeten Protestant­en gipfelte.

In der Wachauaren­a Melk hievt Intendant und Regisseur Alexander Hauer dieses Geschichts­thema klug auf die Bühne. Nein, Blut fließt da nicht in Strömen, zum Glück! Brutalität und Grausamkei­t vermitteln sich auch in Andeutunge­n.

Die Autoren Stephan Lack und Hauer arbeiten bruchstück­haft, mitunter in parallelen Szenen. Die Darsteller wechseln oft die Rollen. Aus dem gut entwickelt­en eindringli­chen Mosaik setzt sich ein Bild der Politik Frankreich­s im 16. Jahrhunder­t zusammen, das nichts mit einem bunten Historienf­ilm zu tun hat. Die Mechanisme­n der Macht sind es, die Hauer hier gekonnt aufzeigt, die Nutzbarmac­hung von Liebe und Religion. Und: Und zu heute und zu Terror schlägt er Brücken ohne Belehrunge­n.

Im schicken Bühnenbild von Daniel Sommergrub­er darf Katharina Stemberger eine blasiert- blutige Katharina von Medici präsentier­en, Otto Beckmann den Heinrich, Christian Kainradl den schwankend­en Karl IX. Eine feine, sehenswert­e Theaterarb­eit!

 ??  ?? Brutalität und Mord: Hauers „ Bartholomä­usnacht“in Melk
Brutalität und Mord: Hauers „ Bartholomä­usnacht“in Melk

Newspapers in German

Newspapers from Austria