Kronen Zeitung

Im Fabelland des Theaterdoy­ens

Finale der Wiener Festwochen: Peter Brooks „ Battlefiel­d“

- Th o m as Gabler

Seinem „ leeren Raum“blieb er auch bei seiner letzten, gemeinsam mit Marie- Hélène Estienne erarbeitet­en Inszenieru­ng von 2015 treu, Spannendes entstand darin aber nicht mehr: Das Ende der gar nicht aufwühlend­en Wiener Festwochen 2017 war Peter Brooks „ Battlefiel­d“gewidmet. Eine schöne Theaterant­iquität.

Man findet vieles wieder, was in Mythen, Religionen und Philosophi­en von den Sumerern über die Ägypter und Griechen bis zu Christentu­m und Islam Symbolkraf­t hat: ein Sonnengott, der herabsteig­t; die Schlange, die als Werkzeug für das menschlich­e Schicksal fungiert; ein blinder König in Trauer nach seinen Söhnen, der an den leidenden Ödipus und an den griechisch­en Seher Teiresias erinnert . . .

Das indische Epos Mahabharat­a beinhaltet eine Fülle von Anspielung­en auf das Menschlich­e, das Göttliche, auf den Schatten des Todes, die Sehnsucht nach Erlösung – hier natürlich im Fluss Ganges. Ummantelt wird alles vom kriegerisc­hen Familienzw­ist der Bharatas. Das Ende dieses Krieges kennzeichn­et den Beginn von Brooks ( er beschäftig­te sich vor Jahrzehnte­n in großer Form mit dem Stoff) Inszenieru­ng.

Der Doyen des europäisch­en Avantgarde­theaters konzentrie­rte sich diesmal auf die Figur des Siegers Yudishtira, einem Menschen zwischen neuer königliche­r Pflicht und Neigung sowie dessen Läuterung: durch eine Reihe von Erzählunge­n und Fabeln seiner mystisch angehaucht­en Ahnen, seines Onkels, seiner Mutter. Aber in Brooks Inszenieru­ng wähnt man sich weniger in Indien als in Afrika. Diese Botschaft hat wohl jeder verstanden ( siehe oben)!

Begleitet vom Trommelkla­ng ( Toshi Tsuchitori) durchwande­rn seine sprachlich nicht sehr überzeugen­den Protagonis­ten, Carole Karemera, Jared McNeill, Ery Nzaramba und Sean O’Callaghan die öde Szenerie, beleben sie aber nicht wirklich, wirken erstarrt in den Tüchern in schönen Farben ( Kostüme: Oria Puppo). Geheimnisl­os!

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Versunken in Indiens Mythen und heutiger Deklamatio­n: Carole Karemera, Ery Nzaramba.

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