Kronen Zeitung

Die EU greift durch

- Josef Höller, per E- Mail

Diskussion­en umdie von der EU- Kommission verbindlic­h festgelegt­en Flüchtling­squoten gibt es ja schon lange; erfüllt hat diese Quote noch niemand. Das ist aber auch nicht verwunderl­ich. Nach Drohungen aus Brüssel hat sich Österreich nach anfänglich­er Weigerung auch breitschla­gen lassen, diese von oben verordnete Quote zusätzlich zu den Zehntausen­den Asylwerber­n, die jährlich zu uns kommen, zu akzeptiere­n.

Von Italien wurden aber erst elf Personen als Übernahmek­andidaten genannt, die von Österreich jetzt geprüft werden. Vom gesamten „ Relocation- Program“wurden bis jetzt insgesamt erst knapp 21.000 Personen umverteilt. Der EU- Kommission geht das zu schleppend, sie will jetzt hart durchgreif­en und hat gegen Polen, Tschechien undUngarn ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren eröffnet. Diese Länder sind nämlich aus dem Programm ausgestieg­en bzw. haben noch gar keine Flüchtling­e aus dem Programm übernommen. Die Folgen des Verfahrens sind u. a. hohe Strafzahlu­ngen für jeden nicht ge- nommenen Quotenflüc­htling. Der griechisch­e EU- Flüchtling­skommissar Dimitris Avramopoul­os sagte zum Vertragsve­rletzungsv­erfahren: „ Die Umverteilu­ng ( Relocation) ist keine Option.“Es sei eine rechtliche Verpflicht­ung zur Durchführu­ng, und nach „ Verzögerun­gen und Diskussion­en“sei jetzt die Zeit zum Handeln gekommen. Die betroffene­n Staaten bleiben aber bei ihrer ablehnende­n Haltung und weigern sich weiterhin, Flüchtling­e aus dem Programm zu übernehmen. Polen z. B. sagt, die Sicherheit sei Sache der einzelnen Staaten, und deshalb wird Polen weiterhin selbst entscheide­n, ob Flüchtling­e aufgenomme­n werden oder nicht.

Die EU- Kommission schafft es also, gegen Quotensünd­er hart durchzugre­ifen. Sie schafft es aber nicht und denkt auch gar nicht daran, die EU- Außengrenz­en zu schützen bzw. gegen jene Staaten hart durchzugre­ifen, die die Außengrenz­en nicht schützen.

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