Globaler Fußabdruck
Ein Wiener Forscherteam untersucht den weltweit steigenden Rohstoffverbrauch
Unser
Konsum von Produkten und Dienstleistungen erfordert große Mengen an natürlichen Ressourcen. Jede Sekunde werden weltweit Rohstoffe in das Wirtschaftssystem eingespeist, die etwa der Ladung von 100 Lkw entsprechen. Über ein ganzes Jahr gerechnet ergibt dies 90 Milliarden Tonnen an Rohstoffen, die aus dem Bergbau, der Ölförderung oder der Land- und Forstwirtschaft stammen – eine Vervierfachung seit dem Jahr 1970.
Am Institut für Ökologische Ökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien beschäftigen sich Dr. Stefan Giljum und sein Team mit der Frage, wie sich die weltweite Nutzung von Rohstoffen entwickelt und für welche Konsumgüter diese Rohstoffe verwendet werden. Seine Forschung zeigt auf, wie groß die globalen „ Fußabdrücke“des Konsums in den entwickelten Ländern tatsächlich sind. „ Im Durchschnitt braucht der Lebensstil eines Europäers 20 bis 25 Tonnen an Rohstoffen pro Jahr. Das ist bis zu zehnmal mehr als in weniger entwickelten Ländern in Afrika oder Asien“, so Giljum. Europa sei gemeinsam mit Nordamerika auch jener Kontinent, der am meisten von Rohstoffen aus anderen Teilen der Welt abhängig ist. Etwa ein Drittel aller notwendigen Rohstoffe wird aus anderen Weltregionen importiert. In manchen Fällen, wie beispielsweise bei seltenen Metallen, wie sie in der Elektronikindustrie eingesetzt werden, liegt der Importanteil Europas sogar bei 100 Prozent.
„ Aus Sicht einer umweltverträglichen Wirtschaftsentwicklung stellen die aktuellen Trends des Rohstoffverbrauchs eine große Herausforderung dar. Denn viele Umweltprobleme wie Klimawandel, Wasserknappheit oder der Ar- tenverlust werden direkt oder indirekt durch den steigenden globalen Bedarf an Rohstoffen verursacht. In Europa haben wir daher eine besondere Verantwortung, Produktion und Konsum ökologisch und sozial nachhaltig zu gestalten“, erläutert Dr. Giljum. Seine Forschungen werden von der EU- Kommission, dem UN- Umweltprogramm sowie dem Umweltministerium unterstützt.
Im Durchschnitt braucht der Lebensstil eines Europäers 20 bis 25 Tonnen an Rohstoffen pro Jahr. Das ist bis zu zehnmal mehr als in weniger entwickelten Ländern in Afrika oder Asien.
Dr. Stefan Giljum