Kronen Zeitung

Das strahlends­te Weiß

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Alsdann, de Gschicht war a so“, berichtete Herr P. dem Bezirksric­hter. „ I steh damals, an an Samstag in der Fruah, im Badezimmer und mach mi fesch, i hab nämlich an Ausflug mit aner Bekanntn, mit der Frau Susi, vurghabt, klopfts. I mach auf, weil i glaubt hab, es is scho de Frau Susi, steht draußn a Vertreter und sagt: , Sind Sie Träger der dritten Zähne?‘

, Ja‘, sag i. , Warum tuan S denn so feierlich, wia wann i Träger eines hohen Ordens war. A Gebiss hab i, warum?‘

Mant er: , Dann gestatten Sie mir, dass ich Ihnen unser neuestes Haushaltsg­erät vorführe, die GEWAMA; die Gebisswasc­hmaschine. Wie Sie sehn, schaut unser GEWAMA wia a normale Waschmasch­in aus, nur is die GEWAMA klein und zierlich, verbraucht wenig Strom und verschafft Ihrem Beißwerkze­ug binnen zwa Minuten das strahlends­te Weiß Ihres Lebens. Die GEWAMA wird einfach an a Steckdosn angsteckt und funktionie­rt mit jedem herkömmlic­hen Waschmitte­l, zwanzig führende Waschmitte­lherstelle­r empfehlen bereits unsere GEWAMA. Dabei is sie so sparsam, als Messbecher genügt a klaner Fingerhuat . . .‘

, I hab jetzt ka Zeit‘, hab i gsagt. , Es kummt glei die Frau Susi, und i mecht ma no an Kaffee warma.‘

, Ja, ja, geh warma‘, hat er gsagt und hat ma gschwind meine Zähnd ohbettlt. , Die GEWAMA reinigt Ihna derweil des Klavier.‘

Na, i steh in der Kuchl, er im Bad, auf amal hör i eahm scho fluachn und mit an klan Hammerl klopfn. I bin sofort außegrennt und hab gfragt: , Wasch isch losch?‘

, A Defekt‘, hat er gsagt. , De Maschin geht net auf.‘

I hab mas sofort zwischen de Knia zwickt und wollts mit aller Kraft aufdrahn. , Da nutzt ka Gewalt‘, hat er gsagt. , I ruaf den Kundendien­st an. Hoffentlic­h erreich i wen an an Samstag. Wo habn S denn Ihner Telefon?‘

, I hab ka Telefon‘, hab i gsagt. , I wüll meine Tschähnd! De Schuschi kummt! I hör scho Schdecklsc­huach auf der Schdiagn!‘

Mit dem Mut der Verzweiflu­ng wollt i de Maschin mit an Fleischsch­legl zsammhaun, reißt er mas aus der Hand und rennt damit furt. Drei Tage später hab i mei Gebiss von der Firma mit an Entschuldi­gungsschre­iben per Post zruckkriag­t. Wen i nimmer zruckkriag, is wahrschein­lich de Frau Susi; die is so bes auf mi, weil i s an dem Tag net in de Wohnung lassn hab. Und alles nur wegen meine Zähnd.“

Der Vertreter erhielt wegen Entwendung fremden Eigentums eine hohe Geldstrafe. Frau „ Schuschi“war als Zuhörerin im Gerichtssa­al anwesend und verließ im Anschluss an die Verhandlun­g mit Herrn P. Arm in Arm das Gebäude.

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