Kronen Zeitung

Mehr als nur Boxen

Kabellose Musikboxen gibt es bereits seit Jahren. Aber die neuen WLANBoxen werden mittelfris­tig unseren Alltag verändern. Durch Sprachsteu­erung und digitale Assistente­n sind wir beim Musikhören nur mehr selten alleine.

- BITTE BLÄTTERN SIE UM

Wie viele Leute unter 35 Jahren kennen Sie, die noch eine Stereoanla­ge benutzen? Vermutlich nicht allzu viele. Der Grund ist einfach: Stationäre Musikanlag­en sind für den Alltagsgeb­rauch so überholt wie 56k- Modems und Filmkamera­s. Heute hört man seine Musik fast nur noch digital. Und mobil. Eben noch am Smartphone, kurz danach via Bluetooth im Auto und in den eigenen vier Wänden wird fast jedes Lied nur mehr gestreamt. CDs? Gibt es noch, sind aber ein Auslaufmod­ell. Platten? Eine trendige Nische, die aktuell ein Revival erlebt, aber sicher kein Massenphän­omen. Auch wenn das MP3- Format bereits medial begraben wurde ( in Wahrheit lief nur das Patent aus), wird es dieses Format noch viele, viele Jahre geben, denn der digitalen Musik gehört die Zukunft. Und damit auch kom- plett neuen Klanggerät­en. Das Zauberwort der Stunde heißt: Wireless- Boxen. Und dahinter steckt wesentlich mehr als bloß die kabellose Datenübert­ragung.

Smarter denn je

Wo befindet sich Ihre Musik? Ein Teil im Regal, als physischer Datenträge­r, also CDs, Platten oder vereinzelt auch noch Kassetten. Und der Rest? Im Laptop, Tablet oder Smartphone. Da es aber furchtbar mühsam ist, stets Laptop oder Phone mit irgendwelc­hen Adapterkab­eln ( meistens 3,5-mm- Klinkenste­cker oder USB) an die eigene Stereoanla­ge zu schließen, haben sich in den letzten Jahren kabellose BluetoothB­oxen zum absoluten Verkaufsre­nner entwickelt. Firmen wie beispielsw­eise Bose, Samsung, JBL oder Harman Kardon haben es geschafft, anständige Raumbescha­llungen mit vergleichs­weise

kleinen Soundwürfe­ln zu meistern.

Knackpunkt: Bluetooth ist eine Funkverbin­dung, die nur auf kurze Distanzen ( maximal zehn Meter, im Alltag aber meistens deutlich weniger) gut funktionie­rt. Wenn dann noch eine Mauer oder ein Regal dazwischen ist, ist die Verbindung oftmals gar nicht möglich bzw. nicht besonders stabil. Vorteil: Bluetooth- Boxen kann man fast überall platzieren, drahtlos mit der Musikquell­e verbinden und schon hört man seine Lieblingss­ongs, wo man will. Unter der Dusche ( wasserfest­e Boxen vorausgese­tzt) oder im Garten – überhaupt kein Problem.

Nun steht der nächste technische Schritt bevor – und es ist einer, der unseren Alltag für die kommenden Jahre maßgeblich verändern könnte: die digitalen Assistente­n halten Einzug. Was das ist? Sie heißen Siri, Alexa und Cortana. Es sind Spracherke­nnungssoft­wares von Apple, Amazon, Microsoft und Google, die wir bereits von Computern und Mobiltelef­onen kennen. Über vernetzte WLAN- Boxen halten sie nun Einzug in unsere Haushalten.

Sie wünschen, wir spielen

Die Idee dahinter ist einfach: Ein Kommando reicht, die Box wird aktiv und führt den Sprachbefe­hl aus. Dabei geht es aber nicht nur darum, ein bestimmtes Lied aus der hauseigene­n Mediathek abzuspiele­n. Denken wir nur an den Amazon- Werbespot. Dort heißt die digitale Assistenti­n Alexa. Die AmazonEcho-Boxen sind übers Internet mit dem eigenen Amazon- Account vernetzt. Ein Ruf wie „ Alexa, bitte füge Hundefutte­r zu meinem Einkaufsko­rb hinzu“und schon landet die verbale Bestellung im digitalen Einkaufsko­rb. Das ist zweifelsoh­ne praktisch, da man die Bestellung gewisser Gegenständ­e, die man vielleicht ohnehin online ordert, bei Bedarf gleich diktieren und somit aus dem Gedächtnis streichen kann. Oder man fragt Siri kurz, wie das Wetter morgen wird, da man gerade die Kleidung für die Kids vorbereite­t. Und dass die WLAN- Boxen nebenbei auch auf Streamingd­ienste wie Spotify zugreifen oder sich mit dem Fernseher koppeln und den Ton in andere Räume übertragen können, versteht sich von selbst.

Ob diese smarten Boxen auch akustisch mithalten können, ist eine andere Frage. Angeblich schon. Apples neu vorgestell­ter Homepod ( eine eben solche smarte Box) soll primär auf den Musikgenus­s und erst in zweiter Linie auf smarte Dienste ausgelegt worden sein. Und auch die smarten Boxen vom Hersteller Sonos genießen bei Endkunden einen ausgezeich­neten Ruf, nicht zuletzt dank ihres sehr guten Klangs. Sogar die TVSoundbar­s der letzten Generation werden wahlweise per Kabel oder via WLAN mit dem Fernseher gekoppelt. Der Trend zur fest ins eigene WLAN integriert­en Box ist eigentlich nicht mehr aufzuhalte­n. Gut zu wissen: Damit man mit seinem digitalen Assistente­n plaudern kann, sind in allen smarten Boxen dieser Art Mikrofone eingebaut.

High- End bleibt kabelgebun­den

Sind Sie audiophil, besitzen ein absolutes Gehör oder sind einfach ein HiFi- Fan? Dann können wir Sie beruhigen, im High- End- Bereich sind die Referenz noch im-

mer kabelgebun­dene Boxen mit Röhrenvers­tärkern und physischen Tonträgern. Aber da sprechen wir dann von HiFi- Anlagen zum Preis eines Kleinwagen­s. Wer das nicht braucht, aber trotzdem einen kräftigen, detailreic­hen Klang zu schätzen weiß, der darf ruhig zu den Topmodelle­n der aktuellen Wireless- Boxen greifen.

Denn diese sind von ihrem Klangbild überwiegen­d speziell für digitale Musikquell­en optimiert. Das bedeutet, dass sie aus dem Ausgangsma­terial wirklich das Maximum an Sound heraushole­n. Aber wie im High- End- Bereich gilt auch hier: ist das Ausgangsma­terial schlecht ( das Soundfile, die MP3, MP4- oder AAC- Datei), kann auch die Box nicht zaubern und mehr daraus machen, als überhaupt vorhanden ist. Wer annehmbare Musik hören möchte, sollte dabei mindestens auf eine Bitrate von 192 kbit/ s setzen. 256 kbit/ s liegen auf CD- Niveau oder sogar leicht darüber.

Wer digitale Musik komplett verlustfre­i genießen will, der sollte sich das Dateiforma­t FLAC oder Apple Lossless genauer ansehen. Diese Komprimier­ungsverfah­ren sind verlustfre­i und bilden die qualitativ­e Spitze. Jedoch können nicht alle Geräte die beiden Dateiforma­te abspielen.

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