Kronen Zeitung

10 Sekunden

- franziska. trost@ kronEnzEit­ung. at

Manche Zahlen sind so groß, dass sie kaum fassbar sind. Mehr als 20 Millionen Menschen sind akut vom Hungertod bedroht – 20 Millionen einzelne Schicksale. Die Welt ist laut UNO mit einer der größten humanitäre­n Katastroph­en seit 1945 konfrontie­rt – und verschließ­t immer noch zu sehr die Augen davor.

Afrika mag so weit entfernt sein, auch in unseren Schlagzeil­en. Da trompetet ein Trump so viel lauter, da sind Wahlkämpfe und die Querelen der EU uns natürlich so viel näher als das Leid auf dem Kontinent, der mit Kriegen, verheerend­en Dürreperio­den, CholeraEpi­demien und dem Terrorregi­me von Boko Haram zu kämpfen hat.

Doch es sind vor allem die Kinder, die die ersten Opfer der Hungersnot sind. Das darf uns nicht egal sein. Alle 10 Sekunden stirbt ein Kind, weil es nicht genug zu essen bekommen hat. 10 Sekunden – das ist eine Zahl, die fassbar ist. Es braucht länger, ein Eis aus dem Kühlschran­k zu holen und auszupacke­n. Oder einen Luftballon aufzublase­n und davon fliegen zu lassen. Genau das macht die Caritas heute auf der Mariahilfe­r Straße in Wien – 24 Stunden lang wird alle 10 Sekunden ein Luftballon in den Himmel steigen, um die viel zu vielen sterbenden Kinder zu symbolisie­ren. Damit wir nicht länger weg, sondern hinsehen. Und um auf eine andere greifbare Zahl aufmerksam zu machen: 10 Euro. So viel kostet es, einen Menschen für einen Monat lang zu retten.

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