Kunterbuntes Welttheater
Festspiele Stockerau: Nestroys „ Lumpazi Vagabundus“
Der Mann hat ein Anliegen: Zeno Stanek, Regisseur und Theatermacher, Leiter des Stockerauer Theatersommers, will mehr als nur oberflächenpoliertes Unterhaltungstheater. Mitten im Sommer. Für ihn muss auch ein wenig gesellschaftliche Arbeit enthalten sein. Und so spielt er heuer Nestroys Dauerbrenner „ Lumpazivagabundus“– kunterbunt, aber auch als Welttheater.
Im letzten Jahr nahm man bei den Sommerspielen in Schwechat den „ Lumpazivagabundus“durch. Da ratterten Aktienkurse über die Bühne: Es ging ums Geld. Und heuer in Stockerau?
Bei Regisseur Stanek – er hat mit Karl Ferdinand Kratzl und Joesi Prokopetz Nestroys Text bearbeitet – spielen die Götter und Geister mit den Menschen. Die Bühne ist ein Spieltisch, alle Handlung nur Staffage. Und Lumpazivagabundus ( Okan Cömert) gewinnt und trägt am Schluss die Krone. Denn: Der bürgerliche Fleiß ist doch auch nur liederlich. So lernt man es diesmal. Und man versteht Staneks Sympathiekundgebung für das freie, ungebundene glückliche Leben.
Alles in allem ist Stanek ein kompakter, zügiger Theaterabend gelungen. Man spürt ein bisschen konzeptionelles Wollen, man fühlt einen Weltschmerz: Die Welt steht auf keinen Fall mehr lang! Doch ist die Sicht nicht dunkel. Sondern spielerisch, ohne Spaßtheater zu werden. Dass man mit Tobias Eiselt als Leim einen ausgezeichneten NestroyDarsteller hat, der mit Talent und Fokus spielt, ist eine Freude. Warum Stanek Martin Bermoser ( Zwirn) das Outrieren so sehr nicht untersagt hat, gehört zu den Geheimnissen des Abends. Christian Strasser ist ein kerniger Knieriem, der Rest des Ensembles: solide.